Freitag, 28. Dezember 2012

Weinrallye #58: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft - es gibt Rotweinfondue!

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft - ein schönes Motto, das der Winzerblog in Gestalt von Thomas Lippert da vor Weihnachten in die Runde warf.
Wein verschenken, bekommen, probieren, trinken, verbloggen.

Rechtzeitig vor dem Fest kam "unsere" Flasche aus Österreich, genauer gesagt, aus dem Burgenland.

Rotwein. Blaufränkisch. Ich bin ja eher Weißweintrinkerin, Lars ist da nicht ganz so farbenblind.
Also Rotwein. Super! Wir wollten längst mal wieder Rotweinfondue machen!




Liebe Leser, Ihr könnt die Schnappatmung jetzt wieder einstellen, kuckuck, das war ein Sche-herz, jedenfalls fast. NATÜRLICH mache ich aus einem 2009er Leithaberg vom Mörbischer Goldberg aus dem Burgenland von Bernhard Fiedler keinen Glühwein, kein Rotweingelee und keinen Fonduefond. Liebe Kinder, diesen Scherz bitte nicht nachmachen, jedenfalls, wenn es um Bordeaux und die Cheffin von Leo geht ... also, alles gut.

Rotweinfondue stand aber tatsächlich schon länger auf dem Plan.
Ich kannte bis vor einiger Zeit Käsefondue, Fondue bourguignonne, Fondue chinoise, meinetwegen noch den Mongolischen Feuertopf.
Rotweinfondue, davon erzählte der Hospitant zum ersten Mal.
"Rotwein mit einem Laubeerblatt und einem Timiandusk. Dazu leicht geräucherte Hamburgerrücken in dünnen Scheiben ohne Fettrand und fehlerfrei."

Ja, ich fand das genau so absurd wie Ihr. Bis ich es Weihnachten vor einem Jahr in Fredensberg serviert bekam. Ein bisschen Brot, ein paar Sößchen, etwas Salat, Leute, das ist lecker!

Und darum war es jetzt Zeit für Rotweinfondue. Zu meiner Ehrenrettung: Wir haben einen anständigen, stoffigen 2010 Corbières besorgt, einen Wein, den man absolut auch einfach nur trinken, aber eben auch für den Fond für ein Rotweinfondue verwenden kann, ohne Schnappatmung zu kriegen.

Dazu Lorbeerblatt, Thymian und Rosmarin.
Gepökelter, leicht geräucherter Schweinelachs (also rohes Kasseler).
Sowie die Fonduesauce, deren Rezeptur fernmündlich just in time übermittelt wurde.

200g Crème fraîche (Original: Saure Sahne 18% Fett)
1/2 Teelöffel Dijonsenf
evtl. 1/2 Teelöffel geriebene rohe Zwiebel
Salz, Pfeffer
50 ml Mayonnaise

Ich nahm weniger Mayo und keine rohe Zwiebel (brrrrrr), dafür mehr vomm göttlichen Bratar-Dijonsenf, Mélange blanc und einen guten Spritzer Zitronensaft.



An die Waffen Gabeln!

Ein Pfund Kassler später waren wir satt, der Wein alle, alle glücklich, rotweinselig und zufrieden.

Und jetzt kommt die zweite Ehrenrettung: NATÜRLICH, liebe Leser, haben wir den Wein nicht erst zu dieser Gewürzbombe geöffnet und probiert, sondern schon am Vorabend.
Was glaubt Ihr denn!




2009
Leithaberg
vom Mörbischer Goldberg
Burgenland
Grenzhof Fiedler
13,5% 

In der Nase pfefferig, saftige rote Pflaume, rote Beeren, kühle Mineralik. Leder, zartsüßlich, Zimtblüte, Walderdbeere, sehr konzentriert, feine Graphitnoten.

Auf der Zunge stoffig, mit viel Biss. Süßliche, reife Frucht, festes, straffes Tannin. Viel Spannung, Kräutertöne, Tannenhonig, gute Länge.

Was isst man dazu? Wildgeflügel, Fasan, Reh, vielleicht auch ein Rehwellington mit feiner Duxelles.

In jedem Fall ein fester, packender Wein, kein vordergründiger Schmeichler.

Mit mehr Luft wird er "waldiger", Noten von Wildleder und Unterholz kommen durch.

Tag 2.

Sehr viel kakaoiger in der Nase, der Alkohol - 13,5% - deutlicher im Vordergrund. Der Wein wirkt mineralischer, aber nicht mehr so harmonisch wie am ersten Tag.

Und, surprise, surprise, er steckt den Rotweinfond und das Kassler Fleisch und die Senfsauce echt gut weg. Fein!

Alles in allem - ein wunderbarer Wein, der einer eingefleischten Weißweintrinkerin und einem Gelegenheitsrotweintrinker zwei schöne Abende beschert hat. Wenn es den noch gibt - kaufen! Trinken!

Und: DANKE!!!



Montag, 24. Dezember 2012

Entlich Weihnachten!

“…. Grauenhaftes Fest! Wenn’s nur erst vorbei wäre. Weihnachten liegt mir nicht. Ich kann niemanden leiden, und mich kann auch niemand leiden.”
(Dagobert Duck)

Ja, es ist so weit – nein, nein, noch ist es nicht wirklich Weihnachten bei uns – aber Dagobert Duck hat inzwischen das Rentenalter erreicht. Was natürlich nicht heißt, dass er sich zur Ruhe setzt! Und nicht nur, weil er dann Abstriche in Kauf nehmen müsste ... Die Figur des Dagobert Duck ist angelehnt an den Geizkragen Ebenezer Scrooge in der Weihnachtserzählung von Charles Dickens, es war der Zeichner Carl Barks, der diese Figur weltberühmt machte. Die ganze Geschichte kann man hier nachlesen.

Warum ich das ausgerechnet heute erzähle? Weil ich mich daran erinnere, dass es in meiner Kindheit nachmittags am 24. Dezember Comics aus Entenhausen zu lesen gab. Mein Vater dachte, dass die Zeit bis zum Abend (und bis zur Bescherung) schneller verginge, wenn er uns Kindern etwas zu lesen gab. Da lag er leider gründlich daneben.

Ich war mir nämlich immer ganz, ganz sicher, dass ich um drei Uhr angefangen habe zu lesen. Und vier Geschichten später habe ich auf die Uhr geschaut - und ich schwöre, es war immer noch drei Uhr!

Und was sagt uns das? Erstens, dass der Begriff  „zeitlose Geschichten“ nicht ohne Grund  ENTstanden ist, und zweitens, dass Newtons Definition „Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren Gegenstand.“ (Isaac Newton: Mathematische Prinzipien der Naturlehre. London 1687)“ nicht stimmen kann. Sie wurde nebenbei auch im Jahre 1905 mit der Entdeckung der Relativitätstheorie durch einen Kollegen von Daniel Düsentrieb korrigiert.

Wie im Flug vergeht die Zeit aber mit diesem Wein, mit dem wir heute Abend anstoßen werden:




2010
Bouvet Ladubay
Saphir Vintage
Brut 



Hell strohgelb im Glas. Sehr feines Mousseux. 

In der Nase Anklänge von Kernobst, Birnen und Äpfeln, zart nussig, hefig. 
 
Auf der Zunge trockene Kernobstfrucht, aber auch ein Touch Zitrus, frisch, Noten von geröstetem hefigen Brioche. Relativ komplex, mit einem knackigen Abgang.






 

Ein hervorragender Wein mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis  - und jetzt warten wir noch ein bisschen.


Ich wünsche Euch allen eine reiche Bescherung!
Viele Grüße

Lars

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Adventskalender 180° 2012 : Donnerstag, der 13.

Ich bin nicht abergläubisch. Ich besitze eine schwarze Katze, ob die mir nun von rechts nach links oder umgekehrt über den Weg läuft, ist mir grad egal. Ich gehe unter Leitern durch, ich wasche „zwischen den Jahren“ Wäsche und ich kriege keine Schnappatmung, wenn ein Spiegel in Scherben zerspringt. Ich habe also kein Problem mit  dem 13. Und eigentlich hätte ich mein Türchen ja sowieso am Freitag, dem 14., öffnen sollen. Und das ist ja nun sowieso so gar kein Unglückstag!
Außerdem bin ich Optimistin. Muss ich auch sein, weil der Hospitant ab und zu mal den Pessimisten gibt.
Aber dann rief Cordula um Hilfe, sie wollte den Donnerstag loswerden - Frauentausch bzw. Türchentausch, sozusagen. 180° hat nämlich, wie alle Jahre wieder, zum Adventskalenderbloggen aufgerufen. Und da sind wir dabei! Also, kein Problem. Ich habe mit Donnerstagen, die auf einen 13. fallen, kein Problem. Eigentlich. Sind ja keine Unglückstage. Eigentlich.



Wenn man sich als Jungwinzer (bitte keine abfälligen Bemerkungen, am Mittelrhein ist man das bis Mitte 60) versuchen will, kommt man um eine gewisse Grundausstattung nicht herum. Tanks. Ein Keller. Eine Kelter. Pumpe, Schläuche, Lesekisten … und, wenn die Weinberge leider 35 Kilometer und eine Fähre entfernt liegen, ein Transportmittel, das NICHT Bus und Bahn heißt. Als Sonntagskind fällt mir all das natürlich in den Schoß (hust).
Ein befreundeter Winzer lieh uns seine Infrastruktur, inklusive eines alten, verbeulten, blauen Mercedes Transporters. Mit dem juckelten wir im Morgengrauen rheinabwärts und in der Abendsonne wieder rheinaufwärts.

Bis zu jenem Donnerstagmorgen. Einem 13. Natürlich. Während der Ernte. Der Hospitant öffnete die Fahrertür, erstarrte, drehte sich zu mir um: “Wo ist der Schlüssel???”. Ich: “Steckt. Wie immer.” (Wir leben ECHT auf dem Land.) Lars: “Nein!” Ich: “Doch!”. Tatsache. Kein Schlüssel. Und nun sucht mal auf einem Winzerhof mit Kopfsteinpflaster, Blumenkübeln, Rasenflächen, … einen einzelnen Schlüssel, den ein Witzbold abgezogen und versteckt hat.
Wir haben eine halbe Stunde gesucht. Dann zuckte der Pessimist mit den Schultern und konstatierte: “Ernte für dieses Jahr beendet!”. Ich : “Nein!”. 


Mein Auto rückwärts in den Hof gefahren, Rückbank umgelegt, Lesekisten reingestapelt. 15 Stück. Dann war das Auto VOLL. Richtung Mittelrhein gejuckelt, gelesen … und, was soll ich Euch sagen? 15 randvolle Lesekisten ist genau die Menge, die zwei Leute an einem Tag im Steilhang ernten können. Ich fahre übrigens einen VW Fox.

 
Donnerstage, die auf einen 13. fallen, sind keine Unglückstage, sondern machen das Leben nur ein bisschen spannender.

Es sind die Tage, an denen den Schüssel in der Haustür abbricht, man das Schloss ausbaut und das stecken gebliebene Stück mit einer Rouladennadel rausgeprokelt bekommt und das Schloss einfach wieder einbaut. Oder auf glatten Treppenstufen das letzte Drittel abwärts segelt, den Inhalt des Biomülleimers gleichmäßig im Hausflur verteilt, sich aber noch nicht mal nen blauen Fleck geschweige denn Beinbruch zuzieht.

Es war ein Dienstag, der 11., als wir kurz davor waren, das Projekt “beiderseits des Rheins” zu beerdigen. Flächen im Rheingau zur Pacht zu finden ist so ungefähr ein Sechser im Lotto ohne Zusatzzahl. Ordentlich bewirtschaftete Flächen sind der Sechser MIT Zusatzzahl. An diesem Dienstag verlor ICH die Nerven und schaltete eine Annonce. Am Donnerstag - dem 13.! - rief jemand an und bot uns einen Wingert an, aber unser AB
schluckte einen Großteil der Nachricht. Der Mann rief am Freitag NOCH EINMAL an, und jetzt haben wir unseren Rheingauer Weinberg im Rüdesheimer Magdalenenkreuz. Wunderbar gepflegt. Auf Dauer.
Ich bin ja nicht abergläubisch. Aber einer der beiden Weine aus dieser Lage wird “Drei Kreuze” heißen.


 

An einem Donnerstag, dem 13., stellte sich heraus, dass wir keinen (benötigten) Starkstromanschluss in unserem neuen Keller haben. Mein Pessimist rollte mit den Augen. Abends haben wir Nachbarn ein Gläschen getrunken, da sagte G.: “Ei, der K. von nebenan hat doch Kraftstrom in der Garaasch, da könnt Ihr grad ein Kabel rüberlegen.” Es geht immer nur bergauf, Steillagenwinzer sind das gewohnt, anders wäre es ja auch langweilig.

Und an einem Donnerstag, dem 13., saßen wir in unserem Lieblingsbistro und plauderten mit
Restaurantchef H. über dies und jenes, peinliche Pannen, schreckliche Momente, es schüttelte einen förmlich, das geballte Halbunglück. Wir hatten gerade unsere Weihnachtspläne komplett über den Haufen geworfen (bekommen), irgendwie musste jetzt endlich der Moment erreicht sein, an dem das Desaster kippt.

H. der behauptet, er wisse immer genau, was wir trinken wollen, weil alle Tische mit winzigen Richtmikrophonen ausgestattet seien und er das in der Küche aufs Ohr gespielt bekäme, H. also lächelte diabolisch und brachte uns zwei Gläser.
Dunkelgoldgelb der Inhalt, schwerer Duft, nussig, karamellig, nach getrockeeten Birnen, kandierter Orange und süßlichem Holz. Auf der Zunge überraschend frisch, reife, süße Frucht, Walnusstöne, Waldhonig, wieder kandierten Orangen und Pomeranzen. Animierend, sehr harmonisch, ein sehr reifer Wein mit viel Ausdruck und guter Länge.

H. grinste immer noch diabolisch. Wir mussten raten. Ah-Ja. Blindproben machen demütig. “Kein Riesling?” Daumen hoch. Guter Anfang. Wie lange offen? “Zwei Tage!. Ich: “???”
Und kürze das Drama jetzt ab - im Glas hatten wir 


1953
Moelleux
Le Mont
Vouvray
Domaine Huet

Wären wir nie drauf gekommen, hätten wir nie geordert, hätten wir nie getrunken. Aber an einem Donnerstag, dem 13., passiert sowas. Einzigartig. Sonst wäre es ja auch langweilig! Und dass wir die Flasche dann geleert haben, ist ja wohl selbstverständlich.

Ich bin gespannt, was der heutige Tag noch so bringt. Cheerio, Miss Sophie, me gal.

P.S. Kann man übrigens noch kaufen - z.B. bei Vinaturel.