Donnerstag, 26. Februar 2015

Weinrallye #83: Wein in Film und Fernsehen

Ich weiß, eigentlich müsste das Thema mich geradezu anspringen. Wein, Film, Fernsehen, die drei großen Lieben meines Lebens (ok ... nicht nur), da muss doch was funken.
Allein, es funkt nicht viel. Vielmehr: Nichts.



Die mehr oder weniger großen Wein-Kinofilme - gähn. Jeder hat sie gesehen, jeder würde sie nehmen.
Die mehr oder weniger erfolgreichen Versuche, das Thema vorabendtauglich oder primetimegemäß zu werwursten - gähn, gähn, gähn, von den Fallers - "Alla, trink mer noch oiner" über Moselbrück " ---" bis zum Winzerkönig "ohne Worte", Danke, nein, bitte nicht.

Und nein, über den letzten Bodensee-Tatort mag ich auch nicht schreiben (wäre es doch nur ironisch gemeint gewesen) und schon dreimal nicht über die durchaus gut gemachten, gleichwohl nicht ganz untendenziösen Reportagen über Weinmacher aus meinem Haussender.
Und nein, ich schreibe auch nichts über die Weinköniginnenwahlen. (Wobei, warum eigentlich nicht? Nur nicht heute, aber das ist ein tolles Thema. Bericht folgt.)

Also, ich bin spiegelblank. Ideenmäßig auf dem Trockenen.

Was auch damit zu tun hat, dass ich finde, dass das Thema Wein sowohl in der nachrichtlichen als auch in der bunten Berichterstattung sträflich vernachlässigt wird.

Wir sehen die hunderfünfzigste Reportage aus dem Schweineknast und die achtzigste Geschichte vom Heile-Welt-Biohof, wir lernen alles über Acrylamid und Aluminiumdeos und keiner erzählt uns, wie Wein wirklich gemacht wird, dass familiäre Betriebe nicht automatisch für Handwerk, Typizität und Qualität stehen, dass Großunternehmen nicht automatisch industriell arbeiten und Massenplörre erzeugen und dass das, was der romantische Verbraucher sich so vorstellt, wenig mit der Wirklichkeit zu tun hat.

Ja, es gibt sie, die guten Formate, aber sie spielen ausnahmslos nicht im linearen Fernsehen, sondern im  Netz.
Nur mal zwei Beispiele: *klick* *klick*

Und wenn sich ein gutes Format doch mal in die herkömmlichen Ausspielwege verirrt, wird es gnadenlos abgestraft und irgendwann eingestellt. Leute, das hat verdammt viel mit Format, Form und Fantasie zu tun. Und FWissen.
Ich kriege einen hysterischen Anfall, wenn ich Bilder vom Winzer mit Faßprobe und Kerze im tiefen Keller sehe, wenn erwartbare Nostalgiekitschbilder darüber hinwegtäuschen sollen, dass Reporter und abnehmender Redakteur von der Materie soviel Ahnung haben wie die Kuh von der Atomphysik und wenn Agrarlobbygeschwafel 1:1 abgebildet wird -  ohne Nachfrage, weil: siehe voriger Punkt.

Wein ist in aller Munde, Wein hat längst den Elitenimbus verloren, selbst im Discounter gibt es zugegebenermaßen langweilige, aber technisch korrekte Erzeugnisse, wo, zum Teufel, bleibt die angemessene Berichterstattung - über das Regionalfenster hinaus, wir berichten ja auch über Milchwirtschaft, die angesprochenen Schweineställe und Trends in der Bierindustrie?

Eine Steilvorlage, eine Riesenchance, die man einfach vorüberziehen lässt. Ein Riesenfehler, finde ich. Wir hätten das Thema, wir hätten die Leute, wir hätten gute Presentertypen, wenn wir nur wollten.

Dafür, dass es mir egal ist, habe ich mich gerade ganz schön in Rage geschrieben, ich weiß.

Dafür gibt es jetzt auch noch eine Geschichte, eine skurrile, eine schöne, eine filmreife.
Von unserer Weinrunde hatte ich ja bereits mehrfach berichtet (oder nicht? dann nur nicht hier).

8-12 Leute, die sich für ein Wochenende in einer Weinregion treffen, Bottleparty am Freitagabend, 2-4 Winzerbesuche und abendliches Essengehen am Samstag, Ausklang am Sonntag. Mit den Winzerbesuchen sind Weinproben und umfangreiche Einkäufe verbunden.

Wir waren für den frühen Samstagnachmittag bei einem Winzer angekündigt, nach einem ausgiebigen Mittagessen aber zeitlich leicht im Verzug - ca. 30 Minuten.

Auf unser Klingeln ertönte hysterisches Hundegekläffe, die Dame des Hauses riss die Tür auf und ließ ein Donnerwetter auf uns niedergehen, sie sei in Eile, die Probe kaum durchführbar, auf unsere Beteuerung, wir seien Verkostungsprofis, ließ sie uns doch ein, scheuchte uns in den Proberaum, den herbeigeeilten Kläffer im hohen Bogen in den Nebenraum befördernd, was wenig half, da dieser sich als Durchgangszimmer erwies und der Kläffer nun etwas besser gelaunt unsere im Feldwebelton auf die Stühle kommandierte Weinrunde begrüßte.
Wir probierten ziemlich eiligst und ein bisschen kleinlaut, kauten pflichtschuldig das dargereichte Weißbrot ("was heißt, das brauchen Sie nicht? Ich hab das extra für Sie gekauft!") und notierten brav unsere Wünsche.
"Wie, Sie wollen was kaufen und das jetzt mitnehmen?"
Hektisches Zusammenrechnen -"das können wir Ihnen abnehmen?!" - überhasteter Aufbruch zum benachbarten Hochregallager (Jacken anziehen wird überschätzt), es folgten Balanceakte auf der Rollleiter, von zwei starken Männern gehalten (O-Ton H.:"Ich kann da nicht hinsehen!"), Flaschen, die in Kartons gepfeffert wurden, Kartons, die in Kofferräume gestopft wurden, Rechnungen, die Wochen später kamen und vorne und hinten nicht stimmten, die wir aber alle anhand der eingesackten Flaschen beglichen haben.

Großes, großes Kino, eine Probe, von der wir seit langem erzählen und noch lange erzählen werden. Und danke, ma chère Susa, dass Du Deinem ersten Impuls nicht nachgegeben und diese filmreife Probe nach fünf Minuten verlassen hast - was für eine wunderbare Geschichte.

Und weil es bei der Weinrallye ja am Ende auch um Wein gehen soll, stelle ich jetzt eien vor, wenn auch keinen dieser legendären Probe (obwohl ich noch was davon im Keller habe). Stattdessen gibt es ausnahmsweise mal nicht Riesling, nicht mal Weißwein, sondern Rotwein aus Südtirol.

Von unserem wunderbaren Zusammentreffen mit Andi Sölva habe ich ja hier und da schon berichtet, aber auch das ist eine eigene filmreife Geschichte wert (mehr demnächst hier).
Vor kurzem haben wir die vorletzte Flasche unseres Kistentauschs aufgemacht, den 2012er "Sea". Sea, so heißt der Kalterer See bei den Einheimischen. Und ja, es handelt sich um einen Kalterer See, einen richtig klassischen, aus alten Anlagen, bei kleinem Ertrag gefahren, ja, handwerklich und mit viel Fingerspitzengefühl für Rebsorte, Tradition und Möglichkeiten gemacht.

In der Nase Brombeere, Leder, sehr dicht und komplex, ein bisschen Mokka und verhalten süßliche Zwetschgentöne. Im Mund Brombeerfrucht und Pflaume, Sauerkirsche, würzige Kakaonoten, Mokkaschokolade, ein Wein mit verdammt viel Substanz, der trotzdem eine gleichsam schwebende Eleganz und Größe offenbart. Kalterer See.

Großes Kino.

Gastgeber dieser Weinrallye ist edelste-weine.de, mehr dazu hier: http://www.edelste-weine.de/weinrallye-83-wein-film-und-fernsehen-blogparade/

Sonntag, 1. Februar 2015

Ausgeblubbert

Ich gewinne ja nie selten was. Ok, vor Jahren mal ein Sachbuch-Abo (toll!) und ab und zu habe ich mal drei Richtige im Lotto. Zugegebenermaßen mache ich auch nicht allzu oft bei Verlosungen mit, was die Chancen naturgemäß mindert.

Kurz vor Weihnachten habe ich aber auf den allerletzten Drücker an der Crémant-Verlosung von "Weine der Loire" teilgenommen - zu Weihnachten und Silvester passt was Sprudelndes immer, außerdem weiß ich, dass Schwager und Schwiegermutter sehr viel lieber ein Glas Sekt oder Crémant trinken als Riesling oder gar Rotwein, wir hatten zwar schon einiges im Vorrat, aber ... jedenfalls ...

... ich habe gewonnen! Yeah! Pünktlich zum Fest war das Sixpack da, und wir haben die  Crémants nicht nur genossen, sondern uns auch Notizen gemacht. Fünf im Urlaub, den letzten gestern Abend, als krönenden Abschluss des grauen Monats Januar.


Der hauseigene Controller hat die Weine selbstgeredend in einer Art Versuchsaufbau angeordnet und nur genau so zum Verkosten und Trinken freigegeben, und das Ergebnis der Proben gab ihm am Ende Recht.

Begonnen haben wir mit der Flasche, die mir aus dem LEH bekannt vorkam -
Loire le Cheteau brut, 12%. Ein bisschen grüner Apfel, ein bisschen grasig, eher leicht im Stil, mit prägnanter Säure. Wahrscheinlich keine schlechte Wahl, um einen Kir oder einen Apérol Sprizz zu mischen.

Nummer zwei: De Chanceney, Crémant de Loire brut, 12,5%. In der Nase grüner Apfel und Haselnuss. Auf der Zunge Brioche-Noten, leicht cremig, nussig, runder und weicher als der Vorgänger, ebenfalls säuerlich und eher leicht im Stil.

Am nächsten Abend gab es einen sortenreinen Crémant: Veuve Amiot, Chardonnay brut, 12,5%. In  der Nase nussige Töne, geröstetes Butterbrioche, weiße Blüten. Auf der Zunge Birnenfrucht und Honigmelone, dezente Säure, schön trocken, harmonisch, wirklich gut gemacht, auch wenn er nach hinten ein bisschen abbricht. Hat uns neben dem vieldiskutierten Buhl-Sekt an Silvester sehr gut gefallen.

Neues Jahr, die zweite Hälfte des Loire-Pakets wollte verkostet werden. Auf dem Plan und damit auf dem Tisch: Louis de Grenelle, brut, bio, 12,5%.
Ananas, säuerliche Zitrusfrucht, mehr Säure als der Chardonnay, eher leicht im Stil und für unseren Geschmack einen kleinen Tick zu süß.

Letzter Crémant auf dänischem Boden (wir verbrachten den Jahreswechsel, wie gesagt, bei der Schwiegerfamilie auf Sjælland): Domaine Dutertre, Cuvée St Gilles.
Cremiger, nussiger Duft, weiße Blüten. Auf der Zunge feine Frucht, cremig, nussig, harmonisch und komplex - aus der Fünferreihe der Crémant, der uns (bis dahin) am besten gefallen hat und den Weihnachtsurlaub würdig beschloss.

Und dann war da noch ...

Ackermann, Cuvée Ambrosa brut, 12%. Was soll ich sagen: Richtig, richtig gut.
Ausgesprochen elegant, reife, mürbe Apfelfrucht, viel nussiger Schmelz. Feine Perlage, gute Länge, ein Samstagabendcrémant erster Klasse.

 
Ein schöner Gewinn - vielen Dank!