Freitag, 29. Mai 2015

Weinrallye #86: Der Sommer wird rot - Flick-Flac ohne Schnickschnack!



Susa sagt, der Sommer wird rot. Klar wird der Sommer rot. Immer!

Es beginnt mit den winzigkleinen, dafür hocharomatischen Steillagenwalderdbeeren in unserem Weinberg am Mittelrhein, dann gibt es schon bald die ersten  Frauensteiner Süßkirschen, gefolgt von wunderbaren Sauerkirschen "Alter Baum" (für die wir jetzt eine Quelle respektive Stelle in Erbach haben), zwischendurch jede Menge Himbeeren, rote Pflaumen, rote Stachel- und Johannisbeeren, kurzum, der Sommer wird nicht, er ist herrlich köstlich saftig rot.

Der rote Sommer verleitet selbst hartgesottene Rieslingtrinker wie uns hin und wieder auf  Um- und Abwege. Blanc de Noir oder Rosé, Weine, die wir selbst nicht im Repertoire haben.
Unser einziger Ausflug in die Rotweinmacherwelt im Jahr 2011 brachte einen knalltrockenen Spätburgunder BdN hervor, der ein wenig speziell war, aber wie geschnitten Brot lief. Es gibt Leute, die heute noch von diesem Wein schwärmen. Andere sind froh, dass er ausgetrunken ist.

Wie gesagt, Rieslingtrinker. Rosa nur in Ausnahmen. Rot nur in begründeten Ausnahmen, etwa, wenn unsere Weinreiserunde sich trifft. Dann gibt es seltsamerweise immer Rotwein, immer mehr als Weißwein, eigentlich immer überwiegend Bordeaux. Und Spätburgunder, und nicht nur, wenn wir uns an der Ahr treffen. Das sind dann aber auch Ausnahmeabende - jedenfalls für uns.

In unserem wunderbaren Südtirolurlaub im vergangenen Sommer haben wir dann aber den Abendrotwein zu einem festen Ritual werden lassen. Die Auswahl war ja auch riesig, tolle Winzer direkt vor der Tür, Jedentags auf hohem Niveau, genau das Richtige, wenn die Dämmerung sich über die Bergrücken und die schroffen Felsen auf die saftigen Schwemmkegel senkt.
So ein Sommerabendrotwein, der rundet und erdet und wird mit jedem Schluck sanfter.

Auf der unbewussten Suche nach so einem Sommerabendrotwein sind wir jetzt bei einem Winzer fündig geworden, den wir eigentlich nur als Rieslingcrack auf dem Schirm hatten - völlig zu Unrecht.
Reiner Flick vom Weingut Joachim Flick - der Straßenmühle in Flörsheim-Wicker - fällt uns seit Jahren nicht nur durch seine klaren, strahlenden und gleichsam tiefgründigen Weine auf, sondern auch durch seine Art. Kein vorlauter Blender, keiner, der sich nach vorne drängelt - obwohl er im VDP ist. Aber einer, der für seine Ansichten und Meinungen steht, und diese zB auch auf der Feierstunde der Landesweinprämierung vertritt, wenn er stellvertretend für die fluglärmgequälten  Bürger (nicht nur in Hochheim) der anwesenden Ministerin mal so richtig einschenkt.
Und Ihr kennt ja unser Credo: Die Weine sind wie der Winzer.

Besucht haben wir den Winzer am Tag der offenen Tür, probiert haben da erstmals auch seine Rotweine. Und sie sehr gemocht. Ganz vorne: 2012 Spätburgunder Wickerer Nonnberg, QbA trocken.



Rote, saftige Beerenfrucht, etwas Kirsche, zartsüßlicher Duft, etwas Vanille. Im Mund fest und saftig, feine Tannine, würzige mineralische Töne, das alles mit einem gewissen Druck, ohne zu wuchtig und mächtig zu wirken, mit guter Länge. Ein Wein, der nicht hüpft, aber elegant springt, mit Anlauf und Anspruch, durchaus artistisch, ohne dabei gekünstelt oder designed zu wirken. Flick-Flac ohne Schnickschnack. 


Ja, und er ist natürlich viel zu jung, aber eben auch jetzt schon wunderbar trinkbar, ein echter Sommerabendgenuss auf hohem Niveau, bei dem auch das zweite Glas noch schmeckt.

Jetzt muss nur noch der Sommer kommen! (Und wir müssen nur noch was von diesem Wein nachkaufen.)

Donnerstag, 28. Mai 2015

Drei Wochen war der Frosch so krank ...

... nun, genauer gesagt waren es jetzt schon sieben Wochen. Sieben Wochen, die uns gezwungen haben, komplett umzudisponieren. Umzuplanen, neu zu denken.
Weniger wichtige Dinge abzusagen oder zumindest weit nach hinten zu schieben.
Unumgängliche Dinge anders zu organisieren. Freunde und Familie um Hilfe zu bitten.
Biegen und Binden im Weinberg. Biodünger verteilen. In der Einzelstockerziehung die Pfähle gerade rücken  oder neu einschlagen. Mähen. Ausbrechen. Weine filtrieren. Füllen.
Vom alltäglichen Kleinkram (Duschen, Anziehen, Schuhe zuschnüren, Waschmaschine befüllen, Wäsche aufhängen, volle Kochtöpfe von links nach rechts heben, Nudeln abschütten, Einkaufskorb anheben, Wasserkisten ... mal ganz abgesehen.

Nichts Lebensbedrohliches war passiert, aber mit einem gebrochenen Schlüsselbein lebt, bewegt, hebt und trägt es sich anders, das habe ich gelernt.
Und dazu, wie wichtig und tragfähig dieser blöde Knochen ist, wenn er denn heil ist und nicht beim blöden Sturz in drei gleichmäßige Stücke zerbrochen ist.
Es geht voran. Jetzt raucht sie nicht, aber sie trägt wieder, Gott sei Dank.
Vielen, vielen Dank an alle Unterstützer. Abstützen durfte ich mich übrigens auch nicht.