Klar, der erste ... richtig gute Riesling ... Poujeaux ... Pétrus ... name it ... , den habe ich im sensorischen Gedächtnis gespeichert, und den Ort gleich dazu. Aber besonders schöne Orte, an denen man Wein wirklich genossen hat, die sind ihrerseits auch photograpisch ins Gedächtnis eingebrannt. Mir fallen da gleich mehrere ein. Der Einfachheit (aber auch der Bedeutung) halber erzähle ich darum eine Geschichte, die der eine oder die andere vielleicht schon mal gelesen hat, die aber für mich unvergesslich und unsterblich schön ist.
Lange ist es her ...
Wir waren jung, wir hatten Zeit, wir hatten ein Ticket für 398 Mark und vier Wochen vor uns. Und den klassischen Plan: Mailand, Venedig, Florenz, Rom, von Brindisi rüber nach Griechenland, Mykene, Athen, Istanbul und zurück.
Italien lief mäßig an, Venedig im Nieselregen (sehr authentisch), in Florenz kamen wir mitten in der Nacht im strömenden Regen an, bauten das Zelt an einem Abhang auf dem Campingplatz direkt an der Autobahn auf, nein, das war nicht wirklich schön.
Der nächste Tag versöhnte uns mit der schlaflosen Nacht, wir stromerten durch die Stadt, verliebten uns in die kalte Schönheit der Piazza delle Signoria, und liefen am späten Nachmittag hoch zur Piazzale Michelangelo.
Das ist ein Aussichtspunkt auf der anderen Arno-Seite, von dem man einen herrlichen Blick auf die Stadt hat, dort steht eine Kopie des David von Michelangelo, daher der Name.
Der Weg machte hungrig, und irgendwann wurde es dann auch Zeit fürs Abendessen. Nun muss ich sagen, dass unser täglich Brot in jener Zeit auf jener Reise äußerst frugal war. Um genau zu sein, es gab Weißbrot, Tomaten, Pfeffer und Salz, und Käse. Oder Tomaten, Käse, Pfeffer und Salz und Weißbrot . Oder …
So was hatten wir an jenem Abend im Daypack, eine Flasche Wasser, ein Messer, unser Alugeschirr, mehr brauchten wir nicht . Außer einem netten Plätzchen ... das wir vis-a-vis auf der anderen Straßenseite fanden.
Ein Kloster (im Rückblick … wohl eher eine Kirche!?), schöner Innenhof, keine „No Picknick“-Schilder, wir ließen uns auf einer Treppe nieder, breiteten unser kleines Mahl aus, ein Geschirrtuch als Tischdecke, und die Glocken läuteten. Und dann … erschien ein Mönch, und bedeutete uns wortreich und beredt gestikulierend, dass das Kloster jetzt die Pforten schlösse, ja, jetzt, und dass wir unser Abendessen gewiss nicht hier einnehmen könnten.
Also packten wir – ein bisschen traurig – Brot, Tomaten, Käse, Wasser, Salz und Pfeffer wieder ein, traten durch die Klosterpforte auf die Straße, und hinter uns fiel das eiserne Tor krachend zu, die Kette wurde vorgelegt, der Schlüssel gedreht.
Da standen wir nun, hungrig, ausgewiesen, und wieder auf der Suche nach einem netten Plätzchen. Wir wandten uns zu gehen, da hörten wir hinter der schweren Eisentür eine Stimme. Es war der Mönch, der uns eben noch hinausgewiesen hatte, er kam über den Innenhof auf die vergitterte Tür zugelaufen, rief und winkte.
In der Hand hielt er eine Flasche Rotwein, die reichte er uns durch das Türgitter, und ohne Italienisch zu können, verstanden wir: Die war für uns, für unsere Cena, unser Abendessen.
Und die haben wir uns dann auch geteilt, auf der Freitreppe der Piazzale Michelangelo, mit einem kitschig-schönen Sonnenuntergang und dem schönsten Blick über diese wunderbare Stadt.
Und der Wein? Ich weiß es nicht. Ich war zu jener Zeit Weinbanausin, ein Tignanello wird es nicht gewesen sein, aber dieses Gefühl von Glück, Geborgenheit und *Nach-Hause-Kommen* habe ich – vielleicht auch deshalb – oft bei toskanischen Weinen, und wenn es nur Einbildung ist.
Durch einen netten Zufall sein haben wir in diesem Jahr bei unserem Hauptstraßenfest einen Schweden kennengelernt, der in der weiteren Nachbarschaft wohnt, weinbegeistert ist, uns bei der Lese geholfen hat und uns vor zwei Tagen eine Flasche italienischen Rotweins vorbeigebracht hat, den sein Schwiegervater produziert - und für den er künftig verantwortlich zeichnen wird. Hobby, kein Nebenerwerb, ich werde nachtragen, um welche Region, welche Größe und überhaupt was sonst es geht.
Aber getrunken haben wir ihn, den Le Mura 2011, mit großem Genuss.
Das Etikett verrät nur, dass es eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Sangiovese ist.
In der Nase sauber, waldbeerfruchtig, leicht säuerlich, fleischig, Kräuter und dezentes Holz, ohne die vorlauten Cabernet-Sauvignon-Töne.
Auf der Zunge frisch und jugendlich, verhaltene Frucht, leicht süßlich. Passende Säure, harmonische Tannine, ordentliche Länge.
Kein großer, großer Wein, aber verdammt gut für absolut No-Name - und wenn ich wüsste, wo ich diesen Wein kaufen kann, würde ich das bei nächster Gelegenheit tun.
Skål!
Das ist wunderschön geschrieben-ich konnte es fühlen, dieses lang vergangene Glück. Juliane
AntwortenLöschenSchade, dass das Wetter nicht so mitgespielt hat. Italien ist aber insgesamt sehr schön. Gerne trinke ich italienische Weine, die ich auch zahlreich im Schenna Hotel testen durfte.
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