Montag, 29. August 2011

Rheingau - Riesling

Licht und Schatten, sagen wir es mal so. Dem VDP Rheingau wird oft vorgeworfen, dass es große Schwankungen in Bezug auf die Qualität gibt. Und das trifft leider besonders stark auf den Jahrgang 2010 zu. Gut 25 Prozent der vorgestellten Weine sahen wir nicht bei den 90 Punkten, die ein Erstes Gewächs eigentlich erreichen sollte. Viele von den Weinen schmecken zudem auch deutlich zu süß. Am ersten Tag der Weinprobe gab es zusätzlich die Möglichkeit, im Nassauer Hof Erste Gewächse von den Nicht-VDP-Mitgliedern zu probieren. Diese werden weiter unten kommentiert.
Graf von Kanitz stellt zwei sehr gute Weine vor. Der Lorcher Pfaffenwies (90) ist ein sehr eleganter, mineralischer Wein, Lorcher Krone (91) noch einen Tick konzentrierter.

Der Berg Roseneck (86) von Friedrich Fendel ist nicht ganz reintönig in der Nase und ein bisschen zu bitter im Nachgeschmack. Der Kirchenpfad (89) dagegen deutlich besser, komplex in der Nase – guter Wein, hier fehlt nur ein bisschen Tiefe.

Der Berg Roseneck (86) von Fritz Allendorf ist sehr glatt und unkompliziert. 

Auch der Nussbrunnen (86) von der Georg Müller Stiftung ist eher eindimensional, von diesem Weingut gefiel uns der der Wisselbrunnen (88) besser, er präsentierte sich aber ziemlich holzbetont.

Der Wisselbrunnen (90) von Weingut Barth wirkt sehr geschmeidig, weist aber auch eine spürbare Restsüße auf. 

Weingut Geheimrat J. Wegeler zeigt einen im Bouquet sehr intensiven, ja fast parfümierten Berg Schlossberg (89), auf der Zunge saftig und kräftig. 

Der Berg Rottland (89) von Weingut Johannishof präsentiert sich gold-gelb im Glas, saftig, aber einen Tick zu breit. Hölle (90) hat mehr Charakter und ist geschmeidiger. 

Der Berg Schlossberg (89-90) von Schloss Schönborn hat ein sehr intensives süßliches Bouquet, getragen von viel Alkohol, der jedoch gut eingebunden; leider fehlt ihm ein bisschen Länge. Der Pfaffenberg (89) vom selben Gut ist auch fein, aber vom Holz geprägt. Top ist hier der Domdechaney (92): Feines Säurespiel und sehr lang.  

Schloss Vollrads präsentiert einen sehr strengen Schloss Vollrads (86), in der Nase geprägt vom Duft überreifer Äpfel, auf der Zunge zu süß und zu kurz.  

Schloss Johannisberg ist hier mit dem „Schloss Johannisberger“ (92) erfolgreicher unterwegs. Ein sehr komplexer Wein mit Druck und Länge.  

August Esers Lenchen (88) ist sehr glatt, weich und süß, reife Pflaumen- und Nektarinenfrucht, ordentliche Länge. 

Der Lenchen (91) von Joseph Spreitzer zeigt eine bessere Struktur und ist saftiger. Wisselbrunnen (90) von denselben Produzenten ist auch fein.  

Langwerth von Simmern zeigt zwei feine Gewächse – ein Marcobrunn (91) und ein Mannberg (92) mit eine sehr elegante Säurespiel. 

Der Gräfenberg (93+) von Weingut Robert Weil ist in der Nase (noch) eher verhalten, der Wein ist aber sehr feingliedrig, komplex und unheimlich elegant.   

Die Hessischen Staatsweingüter Kloster Eberbach präsentierten drei Große Gewächse. Ein Domdechaney (89): Feingliedrich, saftig, ein Hauch von Apfelsinenschale, aber zu süß. Der Berg Schlossberg (91) ist sehr vielschichtig in der Nase, im Geschmack saftig, mit ordentlich Schmelz. Der Marcobrunn (92) ist ebenfalls sehr komplex in Bouquet und Geschmack, aber vielleicht auch einen Tick zu süß.

Der Siegelsberg (88) von Detlev Ritter und Edler von Oetinger ist gut strukturiert, es fehlt hier nur ein bisschen „Druck“.  

Der Hohenrain (89) von Jakob Jung hat viel Würze und Extrakt, ordentliche, gut eingebundene Säure, wirkt hintenraus aber ein bisschen zu kurz. 

Der Hohenrain (87) von Schloss Reinhartshausen (87) präsentiert sich eher eindimensional im Stil, mit tabakiger Nase, aber auch eher kurz. Hier zeigt sich auch der Schlossberg (87) ziemlich leicht im Stil, vegetabile Noten, auf der Zunge ein bisschen parfümiert und kitschig. 

Das Diefenhardt´sches Weingut stellt einen sehr schönen Langenberg (92) vor. In der Nase vielschichtig, mit einem Hauch von Quitte, saftig, fruchtig, auch auf der Zunge sehr komplex. 

Den Weinen von Joachim Flick fehlt ein bisschen Konzentration, aber beide wirken sehr harmonisch  Königin Victoriaberg (89) und der Nonnberg (89).  

Domdechant Werner´sches Weingut zeigte - für uns überraschend - zwei sehr gute Große Gewächse. Einen exotisch duftenden Domdechaney (91), sehr „warm“ im Stil und ein noch überzeugenderes Kirchenstück (92) - saftig und sehr lang im Geschmack. 

Der Steinmorgen (90) von Baron Knyphausen ist sehr mineralisch und hat eine schöne Balance. 

Der Walkenberg (91) von Toni Jost hat im komplexen Bouquet einen Hauch vom Rauch, ist sehr saftig und lang im Geschmack - dieser Wein hat viel Potential.
Den Vogel hat das Weingut Künstler dieses Jahr gleich dreimal abgeschossen. Der Hölle (93) ist noch ziemlich verschlossen, der Weiss Erd (94) wirkt sehr feingliedrig und elegant – ja fast „tänzerisch“ in seinem Ausdruck. Der Kirchenstück (94) riecht nach saftigem Pfirsich, ist sehr cremig, dabei hochelegant, mit viel Schmelz, wirkt aber weicher im Stil als der Weiss Erd.

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