Eine Diskussion, die eigentlich ein Perpetuum mobile ist. Zu der schon alles gesagt wurde. Nur nicht von allen. Nico von Drunkenmonday lädt zur Weinrallye - mit der Frage "Gibt es guten Wein unter 5 Euro?"
Fällt
mir was dazu ein? Ja, mir fällt was dazu ein. Ich bekenne mich
schuldig. Ich habe Wein unter 5 Euro gekauft, ich kaufe Wein unter 5
Euro und ich werde auch weiter Wein unter 5 Euro kaufen. Das ist so, das
war so und das wird auch so bleiben.
Und das hat durchaus auch etwas
mit meiner Weinsozialisation zu tun. Nein, Ihr denkt falsch.
Weinmäßig
sozialisiert wurde ich als Studentin durch den kleinen Weinladen
gegenüber meiner Studi-WG in der Göttinger Innenstadt – den es
erfreulicherweise auch heute noch gibt.
(In
diesem Weinladen habe ich übrigens meine erste Flasche mit einem
solchen Mörderkork gekauft, dass der Wein einfach nur untrinkbar war.
Und natürlich die teuerste Flasche, die ich da erstanden habe. Aber das
ist eine andere Geschichte ..)
Wolfgang
Cichon hatte damals einen trockenen Liter von Mosbacher im Sortiment,
der meiner Erinnerung nach 5,60 Mark kostete. Also 2,80 Euro. Und einen
trockenen Umbrese bianco für 5 Mark, ebenfalls in der Literflasche, und
einen trockenen Umbrese rosso. Damit haben wir ungezählte
Doppelkopfrunden, Theaterworkshops, Premieren und Dernieren,
Wohnungspartys und Picknicke auf den Schillerwiesen beweint. Das sorgte
manches Mal für etwas Unmut, wenn die Kosten umgelegt werden sollten,
weil die Mehrzahl meiner Kommilitonen den lieblichen „Portugiesischen
Rosé“ von Aldi Nord vorzogen (Korrigieren zwecklos) oder den trockenen
Bongeronde (gibt’s das Zeug noch?), dafür aber gerne zugriffen, wenn es
was zu feiern gab und dann den 30-Mark-Nobile di Montepulciano (Geschenk
meiner fürsorglichen Eltern) gnadenlos vernichteten. Den fanden wir nämlich alle schweinelecker saugut.
Dann
verschlug es mich nach Stuttgart, wo ich im ganz normalen Edeka auf
eine erfreuliche Weinauswahl stieß - Verrenberger Lindelberg Fürstenfass
trocken von der Weinkellerei Hohenlohe, für ??? 6 Mark den Liter.
Ordentliche Genossenschaftsweine für vernünftiges Geld. Gute Weine vom
damals noch ganz jungen Wöhrwag und von den bekannten und weniger
bekannten Winzern aus dem Remstal. Schöne Pfälzer Rieslinge (die
Wochenendausflüge führten häufiger in die Heimat meines Liebsten).
Im Discounter hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Flasche gekauft.
Nächste
Station Baden, dann schließlich der Rheingau - ich gebe zu, wenn man in
einer Weingegend wohnt und nicht nur nach Namen und Etikett einkauft,
ist es sehr viel einfacher, preiswerte Trinkweine zu kaufen als am
Niederrhein oder der Flensburger Förde (oder der Hildesheimer Börde)..
Ein
gewisse Hasardeursmentalität verführte mich trotz der hervorragenden
Versorgungsinfrastruktur irgendwann dazu, auch mal Discounterweine zu
kaufen. Probeweise. Warum? Siehe Susas ultimatives 5€-Wein-Bullshit-Bingo.
Die
schlechte Nachricht ist: Das war vor ... 10 Jahren vielfach
grauenhafter Schrott. Das waren die “Marken”weine wie etwa die von Käfer
aber auch, eben nur teurerer Schrott. Nicht teurer.
Die
gute Nachricht ist: Man kann, ja, auch im Discounter, inzwischen
anständige trinkbare Weine kaufen. Ich erspare Euch die Argumente für
und wider und verweise erneut aufs 5€-Wein-Bullshit-Bingo, in dem mir nur ein Satz fehlt “Immer nur mit dem Wein kochen, den man auch dazu trinkt.”
Viel Vorrede, jetzt kommt endlich Wein. Den hervorragenden trockenen Kabinett vom Winzer gegenüber kennt Ihr ja schon. Unsere persönliche Neuentdeckung Gerster-Wagner aus Hattenheim ist auch kein Unbekannter mehr.
Positiv überrascht hat mich bei der Jahrgangsprobe aber der 2012er Riesling
Secco.
Frisch,
unkompliziert, schön unsüß, ein leichtes Bizzelweinchen mit Zitrus- und
Steinobstaromen und guter Säure. Mit 4,50 Euro ab Hof preiswerter als
der im Rheingau sonst weit verbreitete “Rheingauer Leichtsinn”, ein
Gemeinschaftsprojekt der “Jungwinzer” - und besser.
Stop!
werft Ihr jetzt ein, ja, stimmt, das ist der Ab-Hof-Preis und natürlich
verschicken die auch, aber das kostet Porto. Fein. Stimmt.
Wie wäre es dann mit was Rotem aus Spanien - vor ca. einem halben Jahr gekauft, probiert, leider nicht photographiert.
Es
gibt den kleinen, exklusiven Weinladen um die Ecke, es gibt die
Handelsketten, und es gibt Weindiscounter.
Da kommt der zweite U5 her -
2008 Verdamor, Monastrell, La Bodega de Pinoso, Alicante. 4,29 Euro.
Typischer Duft nach Beeren, auf der Zunge trockene Frucht, spürbare
Tannine, mit gutem Willen auch Gewürznoten. Schmeckt, passt, beißt nicht zurück
und ist für das Büro-Sommerfest perfekt.
Und
einen vom “echten” Weinhändler habe ich noch ... 2012er Auxerrois vom
Weingut Pfirmann aus der Pfalz. Probiert auf der Prowein, kaufen kann
ich ihn beim Weinhändler mV für 5,10 Euro. Schöne Frucht, netter
Schmelz, ein preiswerter Spaßwein auf hohem Niveau.
Da
gibt’s übrigens Einiges in der Kategorie Unterm5, auch bei den üblichen
Verdächtigen unter den Versendern lassen sich preiswerte Weine finden.
Geht doch.
Schau an, haben wir auch im Sortiment:
AntwortenLöschenUnd einen vom “echten” Weinhändler habe ich noch ... 2012er Auxerrois vom Weingut Pfirmann aus der Pfalz. Probiert auf der Prowein, kaufen kann ich ihn beim Weinhändler mV für 5,10 Euro.
Echt ;-)?
LöschenManchmal glaube ich, dass der studentische Weinkonsum mehr Stil hat als der manchen Mittelstandshaushalts, damals wie heute. Und dass die Universitätsstädte einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Weinsozialisation leisten. Ich bin mit Umani Ronchi von Wein Kern, Aachen (damals Alsdorf) zu 4.90 DM gut gefahren, was mich aber nicht unbedingt für den italienischen Wein geöffnet hat. ;o)
AntwortenLöschenIch war zu der Zeit leider auch schon Chianti-classico-infiziert, wusste aber, dass das mit meinem Budget nicht geht, jedenfalls nicht für größere Runden.
AntwortenLöschenDa kam Cichons Umbrese gerade richtig und ich weltverbesserndes Jungstudierendenwesen konnte auch noch antiglobalisierungstechnisch den Local Dealer supporten.
Ich war erst kürzlich von einem Tempranillo überrascht, den ich bei Norma entdeckt habe. 3,99€ da kann man nicht meckern. Und der Geschmack? Fruchtig, flott, nicht zu viel Säure, sogar einen Hauch Kokosnuss konnte man schmecken. Echt lecker.
AntwortenLöschenEben. Lecker, kein Meditatiosnwein, kein Wein zum kistenweise bunkern. Z.B. aus der Mancha kommen gute - geradezu spottbillige - Weine, man muss nur die richtigen finden. Wieder ein Punkt für Cordi.
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