Wer mich und uns ein bisschen kennt, weiß, dass in unserem Hauptkeller ausschließlich deutscher Riesling liegt und in unserem Vorratskeller, nun, vorwiegend Riesling, ein bisschen was aus dem europäischen Ausland, eigentlich nichts aus Übersee. Denkbar schlechte Voraussetzungen für die Teilnahme an der Weinrallye zum Thema “Immigranten”. Zwar sind die Flaschen mit Migrationshintergrund fast allesamt selbst importiert, aber viel wird dann doch an einem schönen Abend mit Freunden und Erinnerungen an zwar kurze, aber intensive Urlaube zeitig getrunken.
Dass mir trotzdem etwas passend zum Thema ins Glas gekommen ist - purer Zufall. Und so ganz stimmt das auch nicht mit dem Immigranten, der Wein ist eher - ja, was nun, assimiliert? Integriert? Inkludiert? Was wiederum durchaus zum Thema passt und ein anderes Mal …
Zur wenig feierlichen Feier eines unrunden Geburtstags (feierliche Feiern haben bei uns keine Tradition) wollen wir (mit einem Riesling) “außer Haus” anstoßen. Nicht ganz einfach an Weiberfastnacht, wenn man weder lustige Kostüme noch lustige Girlanden noch unglaublich lustige Lieder mag. Glück: Ein Gutsausschank im Nachbardorf hat nicht nur fastnachtsfrei geöffnet, sondern auch noch Platz.
Der Winzer hat vor kurzem gefüllt. So dürfen müssen wir neben dem Anstoßriesling auch noch frischen Rivaner, Riesling, Weißherbst, Rosé … probieren. Eine schöne, stimmige Kollektion. Keine filigranen Leichtgewichte, sondern Weine mit Wumms.
Und noch etwas Besonderes. Der Winzer platzt fast vor Stolz. Ratespiel!
Und noch etwas Besonderes. Der Winzer platzt fast vor Stolz. Ratespiel!
Hellorange-lachsfarben im Glas, üppiger Duft nach … Rosen. Ein bisschen Macis, ein bisschen reife Aprikose, ein bisschen Himbeere. Auf der Zunge kräftig, süß, opulent. würzig. Viel Wucht, ohne dabei plump zu wirken, ordentliche Länge.
Rosenmuskateller. Südtirol? Rosenmuskateler. Rheingau! Genauer:
Rosenmuskateller Rosé feinherb 2013. Rauenthaler Rothenberg. Weingut Ernst Russler. 13% Alkohol, ordentlich Restzucker. Ein eingebürgerter Immigrant.
Wie das? 2011 hat Uwe Russler knapp 1000 Stock Rosenmuskateller gepflanzt - in seiner besten Rieslinglage, im Rauenthaler Rothenberg. Versuchsanbau, eine von nur drei Anlagen in Deutschland - und gleich die größte.
Wer Uwe Russler kennt, weiß: Hier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt. Wenn schon ein Experiment, dann richtig.
Das hier ist gelungen. Ein wunderbarer Rosenmuskateller, der mit seinen Brüdern in Südtirol absolut mithalten kann. Auch preislich: 15 Euro ab Hof für die Flasche ist für dieses Weingut schon eine Ansage. Aber eine, die sich lohnt.
Und das alles, weil Uwes Frau, Michaela, diese süßen Weine aus dieser kapriziöse Rebsorte liebt.
Sein Beitrag, unser Beitrag zum Thema “geliebte Immigranten”. Einen ganz persönlichen habe ich ja eh.
Dorit ist die Gastgeberin der heutigen Weinrallye und hat uns noch um die Antwort auf einige Fragen gebeten:
Zeugt es nicht auch von Weltoffenheit, sich mit internationalen Weinen zu beschäftigen?
Großes Wort! Neugier, Interesse an dem, was jenseits des Gartenzaunes wächst - das gehört doch zum Genuss dazu, oder?
Welche Weine in eurem Keller gehören zu euren „Lieblings-Immigranten“, bzw. werden von euch gerne direkt „eingeschleust“, sprich im Kofferraum importiert?
Rieslinge aus fremden Weinanbaugebieten wie etwa Mosel oder Rheinhessen. Oder auch Südtirol. Und Österreich! Ansonsten: Die aus dem jeweiligen Urlaubsland. Aus Südtirol werden wir uns dieses Jahr garantiert Gewürztraminer mitbringen. Und Rosenmuskateller.
Welchem dieser „Wein-Ausländer“ gewährt ihr gerne häufig, um nicht zu sagen massenhaft, Asyl in eurem Glas? Warum und zu welchem Anlass?
Zu jedem Anlass: Champagner. Und ansonsten immer das und dann, wenn es passt. Und am liebsten mit Freunden.
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
AntwortenLöschen