Mittwoch, 31. Dezember 2014

Weinrallye #81: Wir schenken uns reinen Wein ein

Ich bin spät dran, richtig spät. Draußen ist es fast schon dunkel, der Tag neigt sich dem Ende zu, das Jahr 2014 sowieso. Ich war in den vergangenen Tagen nicht besonders oft online, mir war es kurz vor Weihnachten einfach zuviel mit den gefühlten und den echten Tragödien, mit Leid und Selbstmitleid, mit Teilungswut und Teilnahmslosigkeit. Und ich bin natürlich ein Teil davon. Ein bisschen Verzicht hat ganz gut getan. Dazu kam, dass wir derzeit ohne WLAN und mit nur einem Laptop unterwegs sind - ja, das gibt es noch ;-). Und wenn die Prioritäten gerade so sind, wie sie sind, überlasse ich dem Liebsten seinem Modellbahnforum und lese meine heruntergeladenen Weihnachtsbücher auf. Eins habe ich noch.

Verzichtet haben wir im Großen und Ganzen auch auf Geschenke. Ein Buch nach Wunsch, ein selbstgekochtes Festessen, gute Weine, fertig. Umso mehr gefreut habe ich mich über einen Überraschungswein, den diese Weinrallye uns beschert hat. Ok, eine Überraschung mit Ansage.

Von wem er kam, wusste ich nicht, bis es am 2. Adventssamstag an der Tür klingelt. Wir sind auf dem Sprung ins Städtchen, Weihnachtsmarkt im Langwerthschen Hof mit Eröffnung durch den Posaunenchor, mittendrin unsere liebe Freundin Cantate aka Ronja Crescendo. "Hier ist Sven!" - "Komm rein!" Ich kenne keinen Sven. Doch! Klar kenne ich Sven Zerwas, den Stift!

Da steht er, in der Hand eine Flasche Rotwein. Merlot. Aus dem Württembergischen. Aha. "Franziska". Sagt mir nichts, aber auch überhaupt nichts. Aber wenn der Stift schon mal da ist, kann er gleich die Fassproben probieren, die wir am Morgen gezogen haben. Und so probieren wir und reden über das Jahr und den Herbst und über die Mühe und die Fäulnis und die Menge und die Qualität und den Projektwein. Und brechen überhastet auf, weil wir uns verquatscht haben und er weiter muss und wir ja sowieso ins Städtchen ...

Den Wein probieren wir, bevor wir ihn googeln.
2010 "Franziska", Merlot, im Barrique vergoren. Weingärtnergenossenschaft Aspach.
Etwas verhaltener Duft nach reifen roten Früchten, Sauerkirchen, Pflaumen, weich und samtig. Im Mund rund und saftig, hinten raus leicht austrocknend. Zarte Süße - Holz und Alkohol -, samtig und schmeichelnd.

Der Wein hinterlässt uns etwas ratlos. Gut gemacht, ja, aber da fehlt in bisschen Substanz, ein bleibender Eindruck.Wir stöpseln einen Vinolok auf die Flasche und stellen sie zurück in die "Später probieren"-Ecke.


Aus "später" werden zwei Tage. Dann schenken wir uns jeder ein weiteres Glas ein. Und siehe da: Franziska strahlt! Was verhalten anklang, tritt jetzt in den Vordergrund. Viel mehr Körper, gut eingebettete feine Säure, geschliffenes Tannin. Schöne Überraschung!

Und  beim Googeln finde ich dann auch noch heraus, dass dieser Wein von einem Nebenerwerbswinzer gemacht wurde, einem Verrückten, wie wir es sind, nur, dass Thomas Hentschel ausschließlich Rotwein produziert.

Ein gut gewählter Wichtelwein - Danke dafür - und Danke an Susa, die mit dieser Weinrallye und uns allen zusammen das Jahr 2014 beschließt. Auf ein neues, ein gutes, ein besseres Jahr. Skål!

Und: Godt nytår!




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