Ich gestehe: Als die ersten "Blogger für Flüchtlinge"-Posts auftauchten, habe ich gedacht: Gut gemeint.
Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass in der Welt der Grubenhandtücher, gescheuerten Bohlentische und dekorativ arrangierter Kräuterstängel Platz gemacht wird für klare Worte. Jenseits der Bekenntnisse zu regional, authentisch, nachhaltig - name it.
Ich lag falsch. Erstaunlicherweise, glücklicherweise.
Und ich habe mich dann gefragt, was ich noch schreiben kann, was nicht schon gesagt wurde, nur eben nicht von allen.
Darum möchte ich an dieser Stelle zunächst auf das Projekt Blogger für Flüchtlinge verlinken - große Klasse. Hilfestellung für Hilfe. Jeder kann was tun. Danke.
Dann auf ein paar befreundete Blogs:
Dirk auf Würtz-Wein
Susa von hundertachtziggrad
Dorotheée aka Bushcook
Eline vom Küchentanz
Jörg bei Utecht schreibt
Astrid auf Arthurstochterkocht
Und dann, wer mich ein bisschen kennt, weiß, wo und was ich arbeite, ein paar Filme/Texte zum Ansehen und Nachdenken.
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Wir beschäftigen uns seit langem mit dem Thema. Wir berichten, wir hinterfragen, wir versuchen, aufzuklären und, vor allem, "den Flüchtlingen" ein Gesicht zu geben. Viele Gesichter. Und, ja, wir verschließen die Augen dabei nicht vor den negativen Geschichten, die es auch gibt. Das sind wir unserem Job, unserem Auftrag schuldig.
Aber es geht es doch, verdammt noch mal, zu allererst um Menschen. Menschen in großer Not. Menschen, die alles hinter sich gelassen haben, in der Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben. Und ja, auch, wenn es "nur" aus wirtschaftlichen Gründen ist. Wer will es einem Menschen verdenken?
Ja, das kostet Geld. "Uns", das Land, in dem wir leben, unser Sozialsystem. Verdammt viel Geld. Aber: Wir, wir als Bürger, wir als Gemeinschaft, wir als Land, wir leben im Wohlstand. Im weltweiten Vergleich sogar im Luxus. Nicht im gleichmäßig verteilten, aber daran würde sich auch nichts ändern, wenn wir die Flüchtlinge nicht aufnehmen würden.
Dafür bekommen wir als Bürger, wir als Gemeinschaft, wir als Land auch verdammt viel zurück. Nicht gleich, aber auf Dauer. Stichwort Nachhaltigkeit.
Die Menschen, mit denen ich, mit denen meine Kollegen gesprochen haben, die wollen etwas tun. Die wollen etwas leisten. Der Restaurant-Azubi aus Eritrea, der angehende Mechatroniker aus Afghanistan, der syrische Arzt. Sie alle sind gekommen, weil sie Mut haben, weil sie Träume haben, weil sie bereit sind, alles dafür zu geben.
Es ist unsere verdammte Pflicht, etwas für diese Menschen zu tun. Und es erfüllt mich mit Freude und, auch wenn ich nichts dafür kann, Stolz, zu sehen, wie viele Bürger dieses Landes spontan, engagiert, ehrenamtlich in die Bresche springen.
Es macht mich wütend, dass die Politik häufig so schleppend reagiert, statt zu agieren. Ich will keine Minister mehr durch Aufnahmeunterkünfte laufen sehen und wohlfeile Sätze in die Mikrophone sprechen hören. Ich will, dass unsere Regierung Position bezieht, statt Vorwahlkampf zu betreiben. Ich will, dass Bürger, dass Institutionen, die helfen wollen, nicht durch unsinnige Regeln behindert werden.
Und ich will, dass die "man muss doch mal sagen dürfen"-Wutbürger, die Menschen, die nichts besseres zu tun haben, als Armut und Elend landsmannschaftlich hochzurechnen und aufzuwiegen, nicht mal im Ansatz das Gefühl haben dürfen, sie seien mehr als ein unterm Strich vernachlässigbarer Wurmfortsatz ewig gestriger, dumpfer verabscheuenswürdiger rechter Stimmungsmacher.
Genug ist genug. Es ist Zeit für Klartext.
Ja, genau SO!
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