Freitag, 27. November 2015
Gastbeitrag: Weinrallye #92: Farbe bekennen!
Es ist der letzte Freitag im November, es ist Weinrallye, und wir freuen uns, in diesem Monat Gastgeber für dieses Blogevent sein zu dürfen.
Noch mehr freuen wir uns aber über den Gastbeitrag von Ronja, mit dem wir den Startschuss für die heutige Rallye geben.
Farbe bekennen auf einem Weinblog? Och nö, wie langweilig, da gibt’s doch nur rot oder weiß….. naja ok, im Sommer vielleicht auch noch Rosé – wenn man das überhaupt sagen darf?
Wenn in einem Restaurant auf die Frage nach Wein die Gegenfrage „rotoderweiß?“ kommt, vielleicht noch gekrönt von „trockenoderlieblich?“, empfiehlt sich ein Bier.
Dabei ist das mit dem rot oder weiß auch garnicht so einfach:
„Weißwein ist eher gelblich und Rotwein wird aus blauen Trauben gemacht“
(Zitat, weiß leider nicht, von wem)
Aber es geht ja noch weiter: Die Trauben für den „Weiß“wein sind ja auch eher gelb-grünlich oder bräunlich bis grau-rosa … der Wein von blassgold bis tief-bernstein - weiß ist am Weißwein ja garnix …. logisch, sonst wärs ja Milch ….
Farbe BEKENNEN … schreibt Tin, egal wo und wie ….. hmmm ….
In den frühen Achzigern waren bunte Haare ein Statement gegen die bürgerliche Spießer-Gesellschaft, ….. als Punk zu leben war damals nicht ungefährlich. Zwar nicht bei der Arbeit im Kuhstall : Kühe sind farbenblind. Aber schon m Schafstall war das anders: Schafe können nicht nur Farben sehen, sondern vermuten in der grünen Haarpracht irgendwas frisches kräutrig-salatiges und fraßen mir buchstäblich die Haare vom Kopf , da half nur der Wechsel auf blau oder pink.
Heute tragen ältere Landfrauen pinkfarbene oder blaue Strähnchen als modisches Accessoire …. *sic transit gloria mundi*
Farbe ist ja zunächst einmal nichts „politisches“, sondern etwas rein Physikalisches, die buchstäblichen von den Elementen in den Himmel gemalten „alle Regenbogenfarben“ …. reine strahlende Farbe, ohne Trägersubstanzen.
Oder durch ein Prisma geschaut, sieht man alle Spektralfarben; auf Abbildungen immer sehr schön gleichmäßig verteilt, alle Farben gleich breit.
Ich erinnere mich an eine Veranstaltung, die vortragende Dame ließ alle Teilnehmer durch Prismen schauen und erzählen, wie breit wir die einzelnen Farben sahen. Das war sehr interessant, denn KEINE/R der Anwesenden sah alle Farben gleich breit. Durch dasselbe Prisma bei derselben Beleuchtung sah ich bspw das Blau deutlich breiter, der Nachbar das Gelb, der nächste Grün usw ... hätte mich sehr interessiert wie das zustande kam, aber die vortragende Dame erklärte das leider sehr „esoterisch“, jede Farbe entspräche einem Körperteil (bspw blau=Kopf) und je nachdem, wie „gewichtet“ man die Farben im Prisma sieht, könne man irgendwelche seltsamen Rückschlüsse ziehen, ich weiß nicht mehr welche…. schade, das Phänomen als solches fand ich sehr interessant!
Aber zum Thema Farbe und Wein oder „Die Farben des Weines“ – gerade in diesem Herbst ein Feuerwerk an Rotgold-Tönen, alle Hobby- und Berufsfotografen gaben sich ein Stelldichein in den Weinbergen, aber mir fällt da immer der Maler Michael Apitz ein:
Seine Malerei ist irgendwie von den Konturen her sehr impressionistisch, eher „flirrend“ oder „verwischt“ ; in den Farben stark expressionistisch: kräftig, zum Teil düster; grandiose Werke, sehr oft mit dem Thema Wein, Weinlandschaften, Weinberge.
Sein berühmtes Triptychon war lange in der hessischen Landesvertretung in Berlin ausgestellt, jetzt hängt es im Keller der Steinberg-Kellerei der hessischen Staatsweingüter – und verkleinert als Druck in vielen Wohnzimmern …. ;-)
Hier in der Gegend ist Apitz eine lebende Legende, allerdings eher als Comiczeichner: Den Spätlesereiter Karl kennt hier jedes Kind, der gehört quasi zum Leben dazu.
Die Geschichten gibt es in insgesamt 12 Bänden, auch Geheimrat Goethe tritt darin immer wieder auf, als Weintrinker, Frauen …. ääähhh…. „Verehrer“ ???….und selbstbeweihräuchernde Promi-Ikone, immer auf der Suche nach dem nächsten Weinglas.
Seine Farbenlehre - womit nun auch der Bogen zurück zum Thema geschafft wäre ;-) - beschränkt sich auf blassgoldenen Riesling.
Einen Wein soll ich noch dazu finden? Ja klar, es geht ja um die WEINrallye ….
Hm , schwierig … es gab einmal einen Versuch, lange vor den „classic“-Linien, den Rheingauer Riesling ein bisschen zu „standardisieren“, einen Kabinett, der den „typischen“ Rheingauer Wein, bzw Riesling vertreten sollte. Auf dem Etikett abgebildet der „Rheingauner“ (mit “n“!) von Apitz,
das war immer ein sehr nettes „Mitbringsel“ – leider gibt’s den schon lang nicht mehr, angeblich wär das „zu wenig seriös“ gewesen.
Hallo? Was soll das denn? Wein darf keinen Spaß machen? Witzige Wein-Namen oder Etiketten sind doch heute überall zu finden, gehören quasi zum Standard …
Nun denn: zum „Karl“-Comic NUR und ausschließlich eine Riesling-Spätlese vom Schloss Johannisberg – was anderes kommt da gar nicht in Frage!
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"Kühe sind farbenblind" ich kann gar nicht sagen wieso, aber dieser Satz hat mich eben glücklich gemacht.
AntwortenLöschenDein Beitrag hat mich dazu animiert, die Werke von Michael Apitz was genauer anzuschauen. Ein echter Gewinn! Ich danke Dir für den Hinweis. „Lebende Legenden“ aus Weinregionen können den Zugang zum Wein einer Gegend erleichtern, mir jedenfalls. Besonders dann, wenn damit auch noch die Welt der Comics verbunden ist. Jedenfalls merke ich mir: ein Name, ein Künstler, ein Comiczeichner, dazu noch Wein. Ein gutes Stück meiner Welt.
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