Mittwoch, 7. März 2012

À l'attaque!

Ein Höhepunkt der Prowein ist die Bordeaux Grand Cru Probe der Sopexa. Früher in den Rheinterrassen, seit 2010 auf dem Messegelände in der Stadthalle. Mit Voranmeldung, Bestätigung, nur "geladene Gäste" sozusagen.

Ein Start mit Hindernissen - mäßige Ausschilderung, pures Chaos bei der Ausgabe der Tagespässe.
"Sie haben sich angemeldet?" - "Ja." - "Worunter, Firma oder Nachname?" - "Äh, ich hab alles ausgefüllt." Hektisches Wühlen in Etikettenpapierstapeln. An allen fünf Anmeldestellen, wohlgemerkt. "Ach, ich schreibe Ihnen schnell ein Namensschild!". Nach 10 Minuten heißt es dann nur noch "Gehen Sie schon mal zur Verkostung, ich suche Ihnen Ihr Schild raus, das können Sie sich dann in einer halben Stunde abholen!" Währenddessen wird eine Mitarbeiterin losgejagt "Hol mal schnell Visitenkartenhüllen mit Klemme, 50 Stück, ach nee, lieber 100!".
Meinen Tagespass habe ich auch nach anderthalb Stunden nicht (wie geschätzt 75 Prozent der Besucher), dafür aber ein liebevoll handgemaltes Kärtchen. Nein, darauf kommt es nicht an, aber wozu dann die Anmeldeformalitäten - wenn doch jeder einfach so reinspazieren kann?

Aber zur Hauptsache.
Keine Angst, hier folgen jetzt keine detaillierten Notizen von rund 130 Weinen, die wir eh nicht alle, aber immerhin FAST alle probiert haben, und außerdem waren auch ein paar renommierte, im Katalog gelistete Winzer gar nicht erst da. Châteaux, pardon.

Die Highlights, erst mal in rot.
Vorab: Nur vereinzelt gab es zu überkonzentrierte, marmeladige Weine. Vielleicht ist die Besinnungphase im Bordelais in vollem Gange - weg vom Parker-Stil. Der Jahrgang gab es natürlich auch her, Substanz, Dichte, aber trotzdem Eleganz und Finesse. (Wenn man's kann.)

Unsere Top Ten:

Nicht auf dem Treppchen, aber erwähnenswert: Angludet (89 DJ-Punkte). Schwarze Beeren, reife, süßliche Frucht, gute Länge. Super PLV.

Platz 10: Brane-Cantenac. Konzentriert in der Nase, viel Stoff und Fleisch, leicht animalisch (90).

Platz 9: Canon. Konzentriert aber elegant, gute Länge, ein Schmeichler, ein bisschen zu zugänglich (90).

Platz 8: Léoville-Barton. Holzbetont, dichte Struktur, spürbare, aber weiche Tannine (91).

Platz 7: Rauzan-Segla. Bereits jetzt sehr viel Trinkgenuß, elegant, komplex und mit guter Struktur (91).

Platz 6: Lascombes. Elegant, schwebend, gute Struktur (92).

Platz 5: Lynch-Bages. Leder, holzbetont, leicht animalisch in der Nase (92).

Platz 4: Kirwan. Richtig, richtig gut, mineralisch, sehr gute Länge (92).

Platz 3: Gruaud Larose. Gute Konzentration, voluminöser Körper, mundfüllend, seidig (92-93).

Platz 2: Comtesse. Sehen wir ganz weit vorne, kühle Mineralik, ein Tick Holunder, sehr lang und harmonisch (93).

Platz 1: Figeac, Figeac, Figeac. Viel Druck und Potential, eigener Stil, straffer Körper. Groß! (95).
Wir sind da auch ganz bei Susanne - immer eine überaus kompetente Combattante.

Leider nicht verkostet und darum nicht bepunktet: Canon-la-Gaffelière
Als wir kamen, waren die zwölf Flaschen schon leer, und der Comte bedauerte wortreich und charmant. Kurz OT: Dieses Mal war der léger über den Maßanzug drapierte Cashmerepullover nicht orangefarben, sondern pink - möglicherweise, weil ein  Kollege am anderen Ende des Saals ihn frech plagiiert hatte und seinerseits orange Pulloverfarbe on top zeigte? Mon dieu ...

Jammern auf hohem Niveau. Ich weiß! Und morgen gibt's mehr davon - in weiß.



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