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Sonntag, 12. Februar 2017

12 von 12 - Februar 2017

Schon lange verfolge ich die #12von12-Blogaktion mit großem Spaß, und schon lange ärgere ich mich an jeme 12. eines Monats, dass ich es wieder mal versemmelt habe, mitzumachen.

Aber jetzt.

Heute haben wir etwas länger geschlafen - gestern mussten wir trotz des Wochenendes SEHR früh aus den Federn. Der Jaguar ist endlich vom Hof und der Käufer, ein wirklich netter und seriöser Typ aus Holland, hatte sich für 8 Uhr angesagt. Es lag Schnee, ich rechnete eigentlich damit, dass er sich verspätete, aber um viertel vor klingelte das Telefon, er sei jetzt da ... in der falschen Hauptstraße im falschen Stadtteil, das kennen wir ja, und so fuhr er erst um 7.55 Uhr vor. Gut, dass das Kapitel jetzt auch abgeschlossen ist, diese private Verkaufsaktion habe ich mit sehr gemischten Gefühlen gesehen. Da kamen seltsame Anrufe seltsamer Menschen nach Mitternacht, die einem erst ein absurdes Angebot machten und einen dann beschimpften ... nun gut.

Heute also der erste Kaffee um kurz nach 9. Erwähnte ich, dass wir seit kurzem einen Vollautomaten haben? Und dass der großartigen Kaffee macht? Und dass ich ihn liebe (wenn nicht gerade das Wasserfach leer ist, das Tresterfach entleert werden will, keine Bohnen mehr drin sind ..) .. Also, Kaffee für alle. Vor allem für mich.



Während die Maschine aufheizt, spült und sonderbar gurgelt, steckt der Kater seine Nase zur Küchentür herein. Menschen sind wach, jetzt wollen Katzen bedient werden. Eilig (und breithüftschwenkend) läuft er ins Badezimmer, mit einem Satz sitzt er in der Wanne und hypnotisiert den Hahn. Ja, da kann Wasser rauskommen. Ich bin ihm gefolgt, öffne den Hahn ein winziges bisschen und widme mich dann wieder meinem Kaffee.


Sonntag ist Backtag, ich habe gestern abend einen Roggenteig mit selbst gezogenem Sauerteig angesetzt. Jetzt ist er ordentlich gegangen und wird mit eingeweichten Roggenkörnern und Roggenschrot verknetet.


Ich probiere das Rezept zum ersten Mal aus und misstraue den Angaben, eigentlich hätte ich jetzt noch mal 1/2 Liter warmes Wasser zugeben sollen, aber ich finde die Masse bei weitem flüssig genug. Ich vertraue auf mein Bauchgefühl und verteile den Teig in die Backformen - bis heute nachmittag soll er noch einmal gehen.

Wir packen den Weinbergskorb - Scheren, Schleifstein, Nägel für die Stickel, Hammer, Kabelbinder, Säge, Gläser, Bier und Croissants und fahren auf die andere Seite.
Die Stiefel habe ich immer im Auto, die passenden Socken auch.
Wenigstens scheint die Sonne.




Kurz nach eins machen wir eine (Mittags)Pause. Meine Schere muss nachgezogen werden, ich habe gefühlt einen halbe Tonne Dornen abgeschnitten oder ausgerissen und aus den Zeilen geschleppt.
Wir teilen uns ein Bier, für den Mann gibt es Buttercroissant vom Bäcker, für mich selbstgebackenes Brot mit Käse.



Es riecht nach Frühling, die Vögel singen, ein Bussard kreist hoch oben über dem Fürstenberg. Wir schneiden konzentriert, es hat etwas Meditatives, schnippeln die gekappten Gerten klein, entfernen die alten Ranken aus den Drähten - zum Teil. So sehr ich im vergangenen Jahr über die Hubschrauberspritzrechnung geflucht habe, wir haben so unsere Reben gerettet, auch wenn wir nichts ernten konnten. Das Holz ist ausgereift und überwiegend in wirklich gutem Zustand.



Als die Sonne hinter dem Fürstenberg verschwindet, packen wir zusammen und fahren nach Hause. Vielmehr: nach Hattenheim. Von diesem Wochenende an ist der Weinprobierstand dort am Rhein wieder geöffnet, wenn das Wetter stimmt. Wir verpassen ein  paar Freunde nur knapp und fangen furchtbar an zu frieren, als wir mit unserem Piffchen 2016er Riesling dort stehen. Schlotternd leeren wir die Gläser und laufen zurück zum Auto. Nichts wie heim.



Als wir die Wohnungstür aufschließen, ist der Kater sichtlich erfreut, uns zu sehen. Er hat bis eben auf "seinem" Sofa im Arbeitszimmer geschlafen und ist jetzt startklar für die erste Abendpatrouille durchs Dorf. Weil wir gerade kommen, können wir ihm die Haustür und damit den "vornehmen" Ausgang öffnen, ansonsten müsste er sich unter dem Hoftor durchquetschen, also den Hinterausgang nehmen. Das geht dank einer gewissen Breithüftigkeit gerade noch eben so, am Rücken sieht man aber schon, dass das Fell an den Kontaktstellen zum Tor ein wenig schütter wird.

Die Brote sind großartig aufgegangen, fallen aber zusammen, als die Haushaltsfolie abziehe. Entgegen meines größer werdenden Misstrauens stelle ich die Formen in den kalten Ofen und drehe den Temperaturregler auf 175 Grad. Das Rezept sieht 2 3/4 Stunden vor. Das passt doch im ganzen Leben nicht.
Zum Abendessen soll es Lauchquiche geben. Sonntags backen wir häufig Quiche, ein simples, halbwegs schnelles, dankbares Essen. Gemüsereste (heute: Pilze) und andere "Muss-wegs" (heute Kochschinken und sehr reifer Blauschimmelkäse) lassen sich wunderbar darin verwursten, der Teig ist schnell gemacht, die Füllung eh, man kann das Rezept vegetarisieren oder veganisieren und es bleiben immer ein paar Stücke übrig, die ich tags darauf als Mittagessen mit ins Büro nehmen kann und die auch noch zwei Tage später schmecken.



Während die Brote backen, müssen wir noch mal kurz in den Keller. Drei Weine brauchen etwas mehr Schwefel, die noch gärenden Weine müssen kontrolliert werden, ich hole eine Flasche Blauschiefer für das Abendessen.




Ich hole die Brote aus dem Ofen. Sie sehen ok aus, aber nicht umwerfend. Die Quiche kommt in den Ofen, der Mann deckt den Tisch. Ich erinnere mich, dass wir eigentlich zwei Katzen haben und öffne auf der Suche nach Tita die Wohnungstür. Sehe keine Tita, dafür den Panther, zurück von der Patrouille in seinem Korb. Ich lasse die Tür angelehnt und er nutzt die Gelegenheit, um zurück auf sein Sofa zu eilen.



Ich packe den unbearbeiteten Stapel Rechnungen neben den Rechner - die müssen jetzt bezahlt werden, das geht beim Tatort nebenbei. Ich mache mir eine Notiz, dass wir morgen dringend unserem Kapsellieferanten die Vorlage für bedruckte Kapseln schicken müssen, sonst wird das dieses Jahr nichts mehr. Ich fange an, einen Laufzettel für die kommende Woche zu schreiben. Feierabend.



Mehr #12von12 gibt es wie immer bei Caro auf Draußen nur Kännchen.

Dienstag, 5. Juli 2016

FÅK

Dieses Jahr ist, mit Verlaub, ein echtes Scheißjahr. Politisch sowieso, gesellschaftlich gesehen, privat und jetzt auch noch im Nebenberuf. Ganz ehrlich, 2016, es reicht. Echt jetzt.

Mehr zu einem Aspekt hier.

Samstag, 2. Juli 2016

Wenn das Sommers Wolken ziehen ...

.. darunter konnte ich mir früher nicht viel vorstellen. Ich habe das Lied in der Grundschule gelernt - von einem Lehrer, der offensichtlich jugendbewegte Wurzeln hatte. Viele "seiner" Lieder habe ich später in meiner kurzen besuchsbündischen Zeit wieder getroffen.

Seitdem ich, seitdem wir im Sommer alljährlich nach Dänemark fahren, nach  Nordsjælland, genauer gesagt, haben die Sommerwolken Gestalt angenommen. Der herrliche nordische tiefblaue Sommerhimmel, die Weite, die Wolken ... mein Sommerzuhause.

Wir sind in diesem Sommer öfter als geplant im Norden, leider. Das Gefühl, dass alles falsch ist, hat sich verzogen Es ist wie es ist.





Nach zwei Wochen sind wir gerade wieder zurück gekommen. Haben dort kubikmeterweise Papiere durchgeblättert, entschieden, aufgehoben, entsorgt. Kleidung, persönliche Habseligkeiten, Kleinkram. Haben ein paar Tränen zerdrückt und auf dem wunderschönen Friedhof in Asminderød Photos und schlechte Witze darüber gemacht, dass der neue Grabsten noch nicht da liegt - "nach Diktat verreist". Das hätte ihr gefallen.




Wir haben ein herrliches Wochenende mit den alten Schulfreunden des Dänen verbracht, grandios gekocht, tolle Weine getrunken und als krönenden Abschluss ein geniales Dessert gegessen.





Salzkaramelleis, Holunderblüten-Mascarpone-Crème, marinierte Erdbeeren, Waldbeereneis, Macaronrasp. Inspiriert durch eine Dessertidee unserer Freundinnen von hundertachziggrad,  erweitert um das geniale Salzkaramelleis von schönertagnoch.



Dazu unsere 2011er Auslese aus dem Fürstenberg und eine 2006er BA von Lars. YESS!

Montag, 30. Mai 2016

Gefangen in einer Zeitblase

Erst kam Weihnachten, und damit verbunden, wie jedes Jahr, die Fahrt nach Dänemark. Zur Familie. Zur Familie von Lars, zur Mutter von Lars. Mittlerweile auch zu meiner Familie, irgendwie. Mit seinem Bruder und ein, zwei "Kindern" dabei.
Dann mussten wir unsere Weinberge schneiden, mehr Arbeit als früher, weil wir Parzellen dazu gekauft und gepachtet haben.
Dann gab es viel Arbeit im Büro, wenige freie Tage, keinen klaren Kopf für Postings in diesem Blog.
Dann fuhrem wir wieder nach Dänemark, Anfang April, weil wir es versprochen hatten.
Dann mussten die Reben gebogen und gebunden werden, Pheromone gehängt, es reichte noch nicht mal für die Teilnahme an einer Weinrallye, der Kopf  so voll, der Akku so leer.
Dann wollte Lars alleine nach Dänemark fahren, zu Besuch.
Und dann sind wir beide gefahren, ungeplant, überstürzt, das Herz schwer und die Gedanken weit, weit weg.

Und dann waren wir eine Woche lang wie in einer Zeitblase gefangen.
Saßen bei strahlendem Sonnenschein auf der Terrasse des Hauses nördlich von Kopenhagen, und es fühlte sich alles so verkehrt an.
Blätterten Ordner durch mit Rechnungen, Dokumenten, Bestätigungen.
Entdeckten vergessene Photoalben.
Telefonierten und arrangierten und holten den von der anderen Seite der Welt angereisten Bruder vom Flughafen ab, froh, nicht mehr ganz so allein zu sein.
Bestellten Blumen und Erdbeerkuchen, besuchten den Anwalt.
Fuhren ans Meer, dachten an die letzten Spaziergänge. Tränen in den Augen, immer wieder. Aber auch Freude über die vergangene Zeit, Dankbarkeit, ein Schimmer vom gelebten und erlebten Glück.

Sprachen mit dem Pfarrer, einem jungen Typen in Jeans und T-Shirt, mit fröhlichen Augen und warmer Stimme, der uns mit einfachen Fragen eine kleine Geschichte eines langen Lebens entlockte. Suchten Lieder aus, hoffnungsvolle, in denen von Sonne und Meer, vom Morgen und vom Licht gesungen wurde.
Freuten uns, dass die Kinder kamen, dass die Familie noch einmal zusammen war.
Deckten dem Tisch, brachen auf, trafen alte Freunde, schritten zusammen an der hellen Kirche vorbei über den  Friedhof, zwischen prächtigen Grabstätten, blühenden Bäumen und akkurat geschnittenen Buchsbaumhecken hin zum Feld mit den schlichten Urnengräbern und der grauen Steinplatte, auf der jetzt erst ein Name stand. Hörten die Orgel oben in der Kirche anstimmen.
Bare få det hele overstået.


Trugen den schlichten weißen Sarg mit dem rot-weiß leuchtenden, duftenden Blumengesteck aus der Kirche, hintendrauf drei kleine Schaufeln Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub.

Saßen auf der Terrasse, Erdbeerkuchen und Kaffee, Riesling, die Amseln jubilierten. Ein strahlender, sonniger, dänischer Sommertag, den sie geliebt hätte.

Jetzt ist alles anders, aber es wird irgendwann wieder gut. Irgendwie.


Dienstag, 1. September 2015

Genug ist genug


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Ich gestehe: Als die ersten "Blogger für Flüchtlinge"-Posts auftauchten, habe ich gedacht: Gut gemeint.
Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass in der Welt der Grubenhandtücher, gescheuerten Bohlentische und dekorativ arrangierter Kräuterstängel Platz gemacht wird für klare Worte. Jenseits der Bekenntnisse zu regional, authentisch, nachhaltig - name it.


Ich lag falsch. Erstaunlicherweise, glücklicherweise.

Und ich habe mich dann gefragt, was ich noch schreiben kann, was nicht schon gesagt wurde, nur eben nicht von allen.

Darum möchte ich an dieser Stelle zunächst auf das Projekt Blogger für Flüchtlinge verlinken - große Klasse. Hilfestellung für Hilfe. Jeder kann was tun. Danke.
 
Dann auf ein paar befreundete Blogs:
Dirk auf Würtz-Wein
Susa von hundertachtziggrad 
Dorotheée aka Bushcook
Eline vom Küchentanz
Jörg bei Utecht schreibt
Astrid auf Arthurstochterkocht

Und dann, wer mich ein bisschen kennt, weiß, wo und was ich arbeite, ein paar Filme/Texte zum Ansehen und Nachdenken. 
*klick*
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*klick*
*klick*
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Wir beschäftigen uns seit langem mit dem Thema. Wir berichten, wir hinterfragen, wir versuchen, aufzuklären und, vor allem, "den Flüchtlingen" ein Gesicht zu geben. Viele Gesichter. Und, ja, wir verschließen die Augen dabei nicht vor den negativen Geschichten, die es auch gibt. Das sind wir unserem Job, unserem Auftrag schuldig.

Aber es geht es doch, verdammt noch mal, zu allererst um Menschen. Menschen in großer Not. Menschen, die alles hinter sich gelassen haben, in der Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben. Und ja, auch, wenn es "nur" aus wirtschaftlichen Gründen ist. Wer will es einem Menschen verdenken? 

Ja, das kostet Geld. "Uns", das Land, in dem wir leben, unser Sozialsystem. Verdammt viel Geld. Aber: Wir, wir als Bürger,  wir als Gemeinschaft, wir als Land, wir leben im Wohlstand. Im weltweiten Vergleich sogar im Luxus. Nicht im gleichmäßig verteilten, aber daran würde sich auch nichts ändern, wenn wir die Flüchtlinge nicht aufnehmen würden.
Dafür bekommen wir als Bürger, wir als Gemeinschaft, wir als Land auch verdammt viel zurück. Nicht gleich, aber auf Dauer. Stichwort Nachhaltigkeit.
Die Menschen, mit denen ich, mit denen meine Kollegen gesprochen haben, die wollen etwas tun. Die wollen etwas leisten. Der Restaurant-Azubi aus Eritrea, der angehende Mechatroniker aus Afghanistan, der syrische Arzt. Sie alle sind gekommen, weil sie Mut haben, weil sie Träume haben, weil sie bereit sind, alles dafür zu geben.

Es ist unsere verdammte Pflicht, etwas für diese Menschen zu tun. Und es erfüllt mich mit Freude und, auch wenn ich nichts dafür kann, Stolz, zu sehen, wie viele Bürger dieses Landes spontan, engagiert, ehrenamtlich in die Bresche springen. 

Es macht mich wütend, dass die Politik häufig so schleppend reagiert, statt zu agieren. Ich will keine Minister mehr durch Aufnahmeunterkünfte laufen sehen und wohlfeile Sätze in die Mikrophone sprechen hören. Ich will, dass unsere Regierung Position bezieht, statt Vorwahlkampf zu betreiben. Ich will, dass Bürger, dass Institutionen, die helfen wollen, nicht durch unsinnige Regeln behindert werden.

Und ich will, dass die "man muss doch mal sagen dürfen"-Wutbürger, die Menschen, die nichts besseres zu tun haben, als Armut und Elend landsmannschaftlich hochzurechnen und aufzuwiegen, nicht mal im Ansatz das Gefühl haben dürfen, sie seien mehr als ein unterm Strich vernachlässigbarer Wurmfortsatz ewig gestriger, dumpfer verabscheuenswürdiger rechter Stimmungsmacher. 

Genug ist genug. Es ist Zeit für Klartext.