Donnerstag, 20. März 2014

Usselig? Hyggeligt! Æbleskivertid!

(Usselig - westfälisch/norddeutsch für eklig, unangenehm, unschön. Hyggeligt - dänisch für gemütlich, nett, warm, vertraut. Æbleskivetid - Aebleskiverzeit!!!)

Ich bin bekennende Winterhasserin. Gut, es muss nach einem langen goldenen Oktober auch mal kalt werden.
Meinetwegen.
Ist ja auch gut für die Natur. Und so.
Meinetwegen.
Weiße Weihnacht, Gänsebraten, Grünkohl, Rotweinfondue. Ein paar Tage klirrende Kälte, ordentlich Schnee und blauer Himmel.
Meinetwegen.
Dann ist es aber auch echt gut! So weit die Idealvorstellung.

Tatsächlich herrscht hier aber gefühlt von Mitte November bis mindestens !!! Mitte März graunasskaltes Matschepampeschlechtelaunewetter. Pfui. Mit ein bisschen Glück auch noch mit sibirischer Kälte und ewigem eisigen Nordostwind garniert. Doppelpfui.

Da trifft es sich gut, dass Bushcook zu ihrem Bloggeburtstag zu "Soulfood" aufruft. Wenn es draußen schon scheusslich ist, lässt es sich drinnen bei wärmendem, tröstlichen Essen deutlich besser aushalten. 

http://www.bushcook.de/2014/02/3-jahre-bushcooks-kitchen-gratulieren.html Soulfood, das ist für mich ...
Hühnersuppe, logisch. 
Spaghetti carbonara (OHNE Sahne).
Rührei mit Krabben.
Selbstgemachter (ach!) Kartoffelbrei mit brauner Butter.
Erbsensuppe mit Grießklößchen.
Ewig geschmortes Gulasch.
Alles wenig originell und wenig photogen.

Und, seit einigen Jahren, Æbleskiver.
Das fünfte oder sechste dänische Wort, das ich lernte, die unaussprechliche Köstlichkeit kannte ich schon vorher.
Æbleskiver, kleine, pfannenwarme Küchlein, ursprünglich mit Apfelstückchen gefüllt, gebacken in einer speziellen Pfanne, die der holländischen Poffertjespfanne oder dem deutschen Pendant für Pfitzauf oder (P)Förtchen gleicht. Gusseisen, sieben bis neun Löcher.
Eine relativ unsüße, dampfend warme Köstlichkeit, die wunderbar mit Puderzucker, Marmelade, Vanilleeis und einer nicht zu süßen Auslese harmoniert und mit der man unkompliziert Heerscharen gieriger Teenager abfüttern kann.

Das perfekte Wintersoulfood.

Was mich zum Winter zurück bringt, der keiner war.
Der Panther hatte schon im Oktober den denkbar dichtesten Winterpelz, aber ab Mitte Februar mühte er sich sichtlich, ihn los zu werden. Wir waren so früh wie noch nie mit dem Rebschnitt fertig, und so früh wie noch nie mit der Zeit im Nacken. Und so nutzen wir mit diesem Wochenende die wohl letzte Gelegenheit des ersten Halbjahres 2014, Wintersoulfood auf den Tisch zu bringen.

Æbleskiver fast nach Fräulein Jensen

Fräulein Jensen ist jedem Dänen ein Begriff, und vielen Deutschen auch, vor allem denjenigen, die sich in einem der großen deutschen Kochforen herumgetrieben haben. Ich bin durch besondere Umstände in den Besitz einer älteren Ausgabe dieses dänischen Standardwerks gelangt, das an den entscheidenden Stellen (Pankager/Aebleskiver/ Schweinebraten / Lammbraten ) gewisse Gebrauchsspuren aufweist. Erstaunlicherweise wirken die Seiten mit den vegetarischen (ok, damals hieß das "fleischlosen") Hauptgerichten geradezu jungfräulich.

Die Dessertabteilung ist dagegen ordentlich vollkleckert, Fettspritzer, Teigreste, alles, was das Herz begehrt. Und für fast jeden Klassiker mindestens zwei Grundvarianten, die wir aus Erfahrung in diesem Fall durch eine dritte ergänzt haben.
 
 



Æbleskiver III


200 g Mehl
2,5 TL Backpulver
1 EL Zucker
1 gute Prise Salz
200-250 l Schlagsahne
50 g geschmolzene, lauwarme Butter
4 Eier, getrennt
1 Messerspitze Vanillemark
feingeriebene Schale von 1/2 Biozitrone, besser: 1/4 Biozitrone und 1/4 Bioorange
ein beherzter Schuss Orangenlikör

zum Servieren
Puderzucker
Marmelade (gerne gute Orangenmarmelade)
Vanilleeis
etcpp.

Mehl, Backpulver, Zucker, Vanillemark und Schalenabrieb mischen, mit den Eigelben und der Butter sowie etwas mehr als der Hälfte der Sahne und dem Likör verrühren. Eiweiß mit Salz steifschlagen und unterziehen. Ggf so lange mehr Sahne unterrühren, bis die Masse etwas flüssiger als ein normaler Rührteig, aber deutlich fester als ein Pfannenkuchenteig ist.

Die Backform mit ganz wenig Butter auspinseln, erhitzen, in jede Mulde bis ca. 4 mm unter den Rand Teig einfüllen. Bei mittlerer Hitze backen, die Teigstücke mit Hilfe einer Gabel wenden, wenn die Kruste unten fest genug geworden ist und der Teig oben nicht mehr flüssig ist. Fertig backen, auf einem Teller im Ofen bei 80 Grad warmhalten, bis der gesamte Teig verbacken ist. Warm servieren, sofort essen und entweder eine Tasse echte heiße Schokolade oder ein Glas Auslese dazu genießen.

Das macht glücklich, Glückwunsch!