Montag, 11. Februar 2013

Wie'd Sau.

Fünfte Jahreszeit. Sau rauslassen. Helau, Ahoi, Alaaf und Narri narro. Och nö!

Ja, richtig, wir sind bekennende Spaßbremsen. Jedenfalls, wenn es um institutionalisierte, organisierte und inszenierte Lustischkeit geht.

Bitte, was ist witzig daran, irgendwelchen Männern irgendwelche Krawatten abzuschneiden - in Zeiten von #aufschrei?

Wieso sieht man mit pinkfarbener Perücke oder falscher Zahnlücke oder als Clown/Indianer/Putzfrau/Hexe/ ... verkleidet KOMISCH aus?

Wo ist er denn, der Aufstand der Bürger gegen die Obrigkeit? Komasaufen gegen Korruption?
Nein, nein, nein. Es gibt ein paar Highlights, vornehmlich in der regionalen oder vielmehr lokalen Saalfassenacht, ok, aber der Rest ist doch die maschinengesteuerte Intensivstation für den Wachkomapatienten Fassenacht.

Zeit, die Sau rauszulassen. Vielmehr: REIN.
Nein, falsch, nicht die Betroffenheits/Anklage/Jammersau.
Sondern die Wildsau! Die uns den Weinberg umgepflügt, die Trauben gefressen, die Zeilen verwüstet hat. Und die dafür erschossen und in Teilen verkauft wurde. Ha!

Die Saukeule lagert seit 8 Wochen im Tiefkühlschrank, jetzt ist sie fällig.
Passt auch gerade, wir begutachten nämlich aktuell auf der anderen Rheinseite die Lage.

Wir wälzen Kochbücher. Cinghiale alla cacciatora ist ein supersimples Bauernessen. Ein bisschen kompliziertes hätten wir es gerne, mehr als Fleisch, Wein, Zwiebel, Salz, Pfeffer, Tomaten. Werden fündig. Für das Grundgerüst, den Rest basteln wir selbst. Immer.

Samstagabend.
Knapp 2,2 Kilo Keule ohne Knochen, getaut, pariert, gewürfelt, in einer Flasche Chianti mit ein paar Rosmarinzweigen ertränkt.

Sonntagabend.
Fleisch trockentupfen, Marinade durchsieben.
Fleisch in gutem Olivenöl (grazie, Dario!) portionsweise anbraten. In den Bräter schichten.

3 Möhren und
3 Selleriestangen sowie
1 Gemüsezwiebel würfeln.

Im letzten Bratfett (ggf. noch etwas Olivenöl zugeben) die Zwiebel auf kleiner Flamme glasig schwitzen. Wer will, kann eine feingehackte Knoblauchzehe zugeben. Wir wollten, haben sie aber vergessen.
Zu den angebratenen Fleischbrocken in den Bräter geben


Mehr Öl, Gemüsewürfel anbraten. ANBRATEN! Braun! Mit Mariniersud ablöschen, alles in den Bräter geben.

2 neue Rosmarinzweige,
1 Lorbeerblatt,
1 Stängel Salbei und
3 Stängel Thymian zugeben.
Salzen.
Aufkochen lassen.
Ca. 300 ml Tomatenpüree/Stücke/Passata zugeben.
1 Teelöffel toskanischen Kastanienhonig.
Umrühren, abschmecken. Pfeffer bitte erst am Schluss!
Ich habe noch 2 Teelöffel Dikzatur-Gewürz untergerührt, alternativ geht eine Mischung aus Piment, wenig (!!!) Zimt, Pfeffer und ... Josef?

Ich habe dann noch 200 ml konzentrierten Bratenfond (TK, selbstgemacht) zugegeben, alternativ würde ich Kalbsfond nehmen.

Und jetzt ... abwarten. Nach knapp drei Stunden auf kleeeeeeiiiiiiner Flamme duftete das Ragout verführerisch. Da ist es für uns aber definitiv zu spät zum Essen, darum darf alles über Nacht im Hof abkühlen und noch einmal durchziehen



Eine kleine Portion, aufgewärmt, mit herrlichem Urwaldpfeffer vollendet, aber ansonsten ohne Geschiss und Beilagen haben wir gerade gegessen. Fein. Mehr!







Montag, 4. Februar 2013

Ey, Schnecke!

Auf der Liste der am meisten überschätzten Kochaktionen steht eine bei mir ganz weit oben.
Backen.
Brot backen oder Seelen backen oder Waffeln, ok, meinetwegen.
Kuchen backen .... ohje. Torten? No, Sir! Und neckisches Kleingebäck schon dreimal nicht.
Nein, auch keine Weihnachtsplätzchen.
Ich bin zur staatlich anerkannten Backniete mutiert.

Dabei geht es mir wie Astrid, als Jugendliche habe ich meine Familie jeden Sonntag mit einer kunstvoll verzierten Torte verzückt, zu Weihnachten 17 (!!!) Sorten Plätzchen produziert, die rationiert an den Adventssonntagen zum Kaffee gereicht wurden, ich sage nur, Baseler Leckerli ... und dann kam die erste Studentenbude, dann fand ich es grausam, dass an gruseligengemütlichen PärchenSpieleabenden Chili mit Knaggifix gekocht wurde, dann entdeckte ich Italien als heimliche Heimat, und fortan stellte ich das juvenile Teigrühren und Sahnespritzen ein und KOCHTE.

Nach Gefühl, nach Rezept, nach Kochbüchern großer Könner. Ich besitze genau EIN, falsch, seit letztem Sommer DREI Backbücher. Und ungezählte Kochbücher, wenn auch sicher nicht so viele wie Dorothée. (Exkurs: Trotzdem eigentlich zu viele, um irgendwann einmal umzuziehen.)

Aber wie es das Schicksal will, kommt der Hospitant aus dem Land, in das seinerzeit Konditoren aus der KuK-Monarchie die Rezepte für feinstes Plundergebäck getragen haben. Wienerbrød heißt dort das, was bei uns unter dem Namen "Kopenhagener" bekannt ist.

Wienerbrød, das sind Kringle, Spandauer, Brunsviger und Snegle. Snegle sind Schnecken, die gibt es mit Zimtzucker, Rosinen, Schokolade, Blaubeeren, Rumglasur ... Schnecken halt.

Dummerweise stolperte ich beim Surfen unlängst über eine Seite mit einem wunderbar anmutenden Kanelsnegle-Rezept. Kardamom im Teig, Zucker und Zimt in der Füllung, eine kurze Nachfrage ergab: Ja, das mag der Mann. Hm. Ich bin zwar eine Backniete, aber ich habe schon noch einen Funken Ehrgeiz im Leib.

Projekt: Danske Kanelsnegle. Rezepte wälzen. Frøken Jensen hat die Sparvariante ohne Eier und mit Margarine. Hm. Das verlinkte Rezept ist echt fett. Birthe Karen Jensen favorisiert echten Plunderteig.
Eingekauft ist, Sonntagmorgen ist auch, und ich stelle fest: das Birthe Karen Jensen Rezept ist zwar toll, aber SO aufwändig, dass das heut nix mehr wird. Accidenti!

Ich erzähle an den Fässern von meiner Teilniederlage und Gabi Würtz schwärmt sofort: "Zimtschnecken! Ich les' ja gerade diese ganzen skandinavischen Krimis und da essen alle ständig Zimtschnecken!" Stimmt. Könnten wir auch. Ich müsste einfach nur mal welche backen. DIE KANN MAN HIER NÄMLICH NICHT KAUFEN. Macarons und Co., klar, ich sage nur: Florian Köller. Aber banale Hefezimtschnecken? Projekt vertagt.

Same place, eine Woche später. Ich schäle mich frühmorgens aus dem Bett und setze Hefeteig an. Staune über die hohe Hefemenge, staune über die viele Butter und die Sahne und gebe mehr Hefe dazu. Frage mich, ob dieser klebrige schwere Brei je gehen wird. Knete noch etwas Mehl unter.

Verknete viel, viel weiche Butter mit Muscovadozucker und Zimt.

Lupfe das Tuch von der Teigschüssel. Hm.

Werfe Rosinen ins Calvadosbad. Koche endlich erst mal Kaffee.

Heize den Ofen auf 225° vor, rolle den Teig aus, bestreiche, rolle auf, schneide und verteile auf Backpapier. Sieht gar nicht übel aus. Erstes Blech wandert in den Ofen WELCH EIN DUFT!
Aus der zweiten Portion werden größere, dünnere Schnecken. Erste Portion ist fertig, ich lerne, was ich eigentlich wusste: Flüssige Zucker-Butter-Masse ist VERDAMMT heiß und klebt an Kochlöffeln wie'd Sau. Abkühlen lassen ist schlauer, dann fallen die Dinger auch nicht auseinander.

Stunden später (ok, eine). Wir an den Fässern. MIT Schnecken. Zimtschnecken. Dänischen Zimtschnecken.
Die erste kriegt Romy, die zweite der Wertz. Der inhaliert das Ding. Die nächsten gehen auch weg, die letzten liegen eingepackt hier.








Zimtschnecken backen. Ey, geht doch, Schnecke!
Ach so: Und zwar genau SO.

Teig:

400g Mehl (möglichst Manitoba)
35 g Hefe
200g Butter
100 ml Sahne
100 ml Milch
1 Ei
1/2 Tl Salz
1 Tl gemahlener Kardamom
50 g Zucker

Mehl sieben, mit Kardamom und Salz mischen. Sahne und Milch erwärmen, Hefe darin auflösen, Zucker zugeben. Weiche Butter und Ei zum Mehl geben, Hefe-Milch-Mischung dazu, alles verkneten. Ggf. Mehl zugeben, der Teig darf nicht mehr NUR klebrig sein. 40-80 Minuten gehen lassen, das Volumen sollte sich verdoppeln.

Füllung
200 g Butter
100 g heller Muscovadozucker
50 g Haushaltszucker
2 TL Zimt

1-2 Eigelb zum Bestreichen

Weiche Butter gründlich mit Zucker und Zimt verkneten.

Teig rechteckig ausrollen, nicht zu dünn mit Füllung bestreichen (mein erster Versuch: ca. 5 mm Teig, ca. 3 mm Füllung), aufrollen, in Scheiben schneiden, auf  Backpapier aus Backblech setzen, leicht eindrücken, mit verkleppertem Eigelb bestreichen.
Backen.


Abkühlen lassen. Essen. Aber zackig!



Freitag, 1. Februar 2013

Auf die trockenen!

Morgens eingereicht, mittags analysiert.
Unsere Weine.
Und unser Flagschiff ist nicht nur trocken, nicht nur knalltrocken, sondern oberknalltrocken. Und dicht. Und intensiv. Und überhaupt.

2012 Alte Reben, Oberdiebacher Fürstenberg, Riesling Spätlese TROCKEN.

0,5 g Restzucker.

YEAH!!!