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Mittwoch, 15. Juli 2015

Noch ein Fest? Noch ein Fest! Unser Hauptstraßenfest!

Im Sommer wird im Rheingau gefeiert. Kein Wochenende, an dem nicht mehrere Feste zwischen Hochheim und Lorch stattfinden, alle mit Wein, die meisten mit Livemusik und sehr, sehr viele mit den mehr oder weniger immer gleichen Ständen - Nierenspieß, Crêpes, Pizza.

Etwas spezieller, vielleicht nicht ganz so "professionell", aber dafür oft gemütlicher sind die kleineren Feste - Dorfkerben, Tage der offenen Tür bei der Feuerwehr und natürlich die Straßenfeste.

In Martinsthal hat das Hauptstraßenfest eine lange Traditon. Vor etwas 40 Jahren war es eines DER Feste im Rheingau, rechts und links der alten Hauptstraße öffneten Anwohner für ein Wochenende ihre Höfe, im alten Lindenkeller gab es eine Disco, drei Tage lang feierten die Martinsthaler mit Freunden und Gästen auf der Straße.
Irgendwann wurde die schiere Menge der Feste im Rheingau erdrückend, das Martinsthaler Weinfest wanderte an den Weinprobierstand im Walluftal, und das Fest war Geschichte.

Bis in Martinsthal die Hauptstraße über viele Monate aufgerissen, saniert und neu geplastert wurde und die Anwohner das am Ende doch frohe Ereignis wieder mit einem Fest feierten - 2010 war das.
Hauptstraßenfest, reloaded, immer am dritten Juliwochenende.
Kleiner als das parallel stattfindene Lindenfest in Geisenheim, weniger speziell als die Schlangentage, aber dafür nachbarschaftlich und gemütlich. Einer der schönsten Innenhöfe - der von Gabriele und Guido Arnold - wird zur Straußwirtschaft, Zelda Klein backt ihre berühmten Frühlingsrollen. Bier und Cocktails gibt es natürlich auch, vor der Salongesellschaft kann man herrlich chillen, Tanja Nehrbauer öffnet ihr Waffelkaffee und organisiert Spiele und eine Rallye für die Kinder.

Wir sind auch dabei - mit dem verschobenen Tag der halboffenen Kellertür. (Wie der eine oder andere vielleicht mitgekriegt hat, war die Hälfte der Belegschaft - für fast drei Monate im Weingut zu wenig zu gebrauchen.)
Beim Hauptstraßenfest präsentieren wir unseren neuen Jahrgang - sechs Weine vom trockenen Martinsthaler über zwei Mittelrheiner bis zu unseren Topweinen aus Rheingauer Erste-Gewächs-Lagen.
Es ist uns ein Vergnügen - und ein Fest, natürlich. Und wir freuen uns auf Euch!

Freitag, 17.7. ab 17 Uhr
Samstag, 18.7. ab 17 Uhr
Sonntag, 19.7. ab 11 Uhr zum Mittagessen, richtig los geht es ab 15-16 Uhr

Und wer dann noch nicht genug hat, kann uns am 5. und 6. September in Martinsthal besuchen - bei unserer Jahrgangspräsentation, jeweils von 14 bis 18 Uhr. Bei uns gibt's was zu probieren und trinken, bei den Kollegen auch was zu essen.
Wir sehen uns hoffentlich!

Skål!

Mittwoch, 31. Dezember 2014

Weinrallye #81: Wir schenken uns reinen Wein ein

Ich bin spät dran, richtig spät. Draußen ist es fast schon dunkel, der Tag neigt sich dem Ende zu, das Jahr 2014 sowieso. Ich war in den vergangenen Tagen nicht besonders oft online, mir war es kurz vor Weihnachten einfach zuviel mit den gefühlten und den echten Tragödien, mit Leid und Selbstmitleid, mit Teilungswut und Teilnahmslosigkeit. Und ich bin natürlich ein Teil davon. Ein bisschen Verzicht hat ganz gut getan. Dazu kam, dass wir derzeit ohne WLAN und mit nur einem Laptop unterwegs sind - ja, das gibt es noch ;-). Und wenn die Prioritäten gerade so sind, wie sie sind, überlasse ich dem Liebsten seinem Modellbahnforum und lese meine heruntergeladenen Weihnachtsbücher auf. Eins habe ich noch.

Verzichtet haben wir im Großen und Ganzen auch auf Geschenke. Ein Buch nach Wunsch, ein selbstgekochtes Festessen, gute Weine, fertig. Umso mehr gefreut habe ich mich über einen Überraschungswein, den diese Weinrallye uns beschert hat. Ok, eine Überraschung mit Ansage.

Von wem er kam, wusste ich nicht, bis es am 2. Adventssamstag an der Tür klingelt. Wir sind auf dem Sprung ins Städtchen, Weihnachtsmarkt im Langwerthschen Hof mit Eröffnung durch den Posaunenchor, mittendrin unsere liebe Freundin Cantate aka Ronja Crescendo. "Hier ist Sven!" - "Komm rein!" Ich kenne keinen Sven. Doch! Klar kenne ich Sven Zerwas, den Stift!

Da steht er, in der Hand eine Flasche Rotwein. Merlot. Aus dem Württembergischen. Aha. "Franziska". Sagt mir nichts, aber auch überhaupt nichts. Aber wenn der Stift schon mal da ist, kann er gleich die Fassproben probieren, die wir am Morgen gezogen haben. Und so probieren wir und reden über das Jahr und den Herbst und über die Mühe und die Fäulnis und die Menge und die Qualität und den Projektwein. Und brechen überhastet auf, weil wir uns verquatscht haben und er weiter muss und wir ja sowieso ins Städtchen ...

Den Wein probieren wir, bevor wir ihn googeln.
2010 "Franziska", Merlot, im Barrique vergoren. Weingärtnergenossenschaft Aspach.
Etwas verhaltener Duft nach reifen roten Früchten, Sauerkirchen, Pflaumen, weich und samtig. Im Mund rund und saftig, hinten raus leicht austrocknend. Zarte Süße - Holz und Alkohol -, samtig und schmeichelnd.

Der Wein hinterlässt uns etwas ratlos. Gut gemacht, ja, aber da fehlt in bisschen Substanz, ein bleibender Eindruck.Wir stöpseln einen Vinolok auf die Flasche und stellen sie zurück in die "Später probieren"-Ecke.


Aus "später" werden zwei Tage. Dann schenken wir uns jeder ein weiteres Glas ein. Und siehe da: Franziska strahlt! Was verhalten anklang, tritt jetzt in den Vordergrund. Viel mehr Körper, gut eingebettete feine Säure, geschliffenes Tannin. Schöne Überraschung!

Und  beim Googeln finde ich dann auch noch heraus, dass dieser Wein von einem Nebenerwerbswinzer gemacht wurde, einem Verrückten, wie wir es sind, nur, dass Thomas Hentschel ausschließlich Rotwein produziert.

Ein gut gewählter Wichtelwein - Danke dafür - und Danke an Susa, die mit dieser Weinrallye und uns allen zusammen das Jahr 2014 beschließt. Auf ein neues, ein gutes, ein besseres Jahr. Skål!

Und: Godt nytår!




Sonntag, 27. Juli 2014

Spritztour

Es ist das Wochenende der Spritztouren.

Gestern abend mal schnell nach Münchweiler, wo es neben dem Rundfunkmuseum auch ein wunderschönes Anwesen, die Klostermühle, gibt, Anlass: eine Hochzeit! Ja, die Leute machen so was immer noch, sogar nach vielen Jahren. Wunderschön bunt durchmischte Gästeschar, blendend gelaunte Gastgeber, viele reizende Kleinkinder, gute Musik, feines Essen und Trinken ... und ein viel zu früher Aufbrauch, weil heute Spritztour Nr 2 auf dem Programm stand.

Wortwörtlich. Den Rothenberg haben wir neulich nach Feierabend gespritzt, obwohl wir viel lieber ins Taubenhaus von Eva Rapps und Urban Kaufmann gegangen wären. Aber das läuft uns ja nicht weg, im Gegensatz zur Zeit, die wir im Weinberg verbringen müssen.

Also Spritztour in den Fürstenberg. Zum Glück bei angenehmen Temperaturen und etwas Wind. Das macht die Buckelspritze (425 Solo, 15 Liter, manuell) nicht leichter, die Arbeit aber etwas weniger unangenehm. Wir spritzen mit Netzschwefel (jaja, ich weiß, Wartezeit 55 Tage, wir haben es den 2. August, nun rechnet mal) und Kupfer, danach riecht man ... äh .. etwas streng. Und man ist hübsch gleichmäßig benetzt.

Unsere liebe Freundin Susa hat an anderer Stelle ja schon einmal beschrieben, wie derbe ich über Brombeeren und Dornen fluchen kann. Liebe Susa, Du hättest mich heute mal erleben sollen. Meine Spritze leckt, und so liefen mir schön gleichmäßig mindestens 1,5 Liter Spritzbrühe über den Rücken ins T-Shirt, den Rücken hinunter durch Hose und Unterhose bis in die Stiefel. Ok, ich bin jetzt gegen jegliche Art von Pilzen tiefenimprägniert (mein Autositz übrigens auch), aber schön ist anders.

Unsere Spritztour hatte auch noch ein anders Ziel: Der Eisenwarenhändler uV feierte 50jähriges Betriebsjubiläum. Mit persönlicher Einladung, persönlicher Rückmeldung (theoretisch) und Schnick und Schnack.
Frisch geschwefelt sollte man sich eher nicht unter Menschen begeben, also haben wir einen Zwischenstopp an der Quelle eingelegt - waschen, trocken, Kleider wechseln. Ab nach Bacharach! (Ich sag's mal so: Wahrscheinlich hätte es keiner bemerkt ...).

Bacharach, "Gummibahnhof". Auftritt: Der Inhaber, der uns strahlend für den schönen Artikel dankt, er habe erst jetzt ... Ich: "???". Der Hospitant: "???". Der Inhaber: "Internet! Und der Bürgermeister hat die Geschichte vorhin vorgelesen! Alle waren begeistert!"

Ich ... ahne ... da war was ... Himmel .. raune dem Hospitanten unauffällig zu: "Habe ich da irgendwelche kleinen Gemeinheiten abgefeuert?" Er: "Keine Ahnung. Wahrscheinlich schon." Danke, Du bist mir wirklich eine große Hilfe.

Im Laufe der nächsten Stunden bei Riesling, Bratwurst und Mokkacremetorte werden wir noch etliche Male auf diesen "schönen (Blog)Artikel" angesprochen - ausnahmslos begeistert. Da sage noch einer, Blogs lese ohnehin keiner.



Und auf dem Rückweg habe ich schnell noch mal selbst nachgelesen - nein, keine Gemeinheiten, einfach nur das echte Leben.

Zum Jubiläum hat André Heisecke nicht nur massenweise Blumen bekommen, sondern auch eine Schatzkiste mit 50 Weinen - zusammengetragen von der Vereinigung der Bacharacher Winzer. Jeder hat 2 Flaschen beigesteuert. Zum Öffnen der Kiste braucht man natürlich einen Schraubenzieher, der nur bei André Heisecke erhältlich ist.



Und es gab Reden und Gedichte. Von einem besonders launigen habe ich mir nur die letzten drei Zeilen notiert:
"... oder ist bei Dir ne Schraube locker
Geh zu André in sein' Laden
der hat ne Lösung für Dein' Schaden!"


Cheers!

Dienstag, 17. Dezember 2013

180° Adventskalender: Nach Diktat verreist

http://hundertachtziggrad.blogspot.de/ Tannenzweige. Rote Kerzen. Plätzchenteller. Gänsebraten. Glühwein. Volle Innenstädte, Weihnachtsmärkte. Wunschzettel, Geschenke! Und, meinetwegen, Schnee. Das ist Advent, das ist Weihnachten. 
Und nichts, aber auch gar nichts davon habe ich mir dieses Jahr angetan. Nichts dekoriert, keinen einzigen Keks gebacken, die paar “Geschenke” in der Buchhandlung mV bestellt, fertig. Weihnachtlich ist mir trotzdem, denn zu Weihnachten gehört, neben all dem Schnickschnack, musikalisch klebrigsüß aus der Retorte untermalt, das Reisen.
So wie die Weihnachtsgeschichte eigentlich auch die einer Reise ist, alle reisen sie, das Paar, die Hirten, der Stern, die Könige, die einen kürzer, die anderen länger, und sie kommen an und feiern.


Solange ich denken kann, sind wir zu Weihnachten quer durch Frankreich und Deutschland gefahren. Nicht wirklich verreist, bewahre, aber ein, zwei Tage vor dem Fest wurde das Auto bis unters Dach vollgepackt und dann brach die Familie - unsere Eltern, wir zwei Kinder, ein, zwei Katzen - auf, um “nachhause” zu fahren, nach Bothfeld und Isernhagen, wo die Großeltern wohnten.
Lange Fahrten waren das, anfangs fast 1100 Kilometer, mehr als zehn Stunden. Wenn wir ankamen, war es schon dunkel, aber meine Großmutter hatte eine Topf ihrer legendären Hühnersuppe auf dem Herd, schlaftrunken setzten wir Kinder uns auf die alte, plastikriffelrot bezogene Eckbank und löffelten die herrliche heiße Suppe. 

Und so ging es weiter, die anderen Großeltern wollte besucht werden, wattegraue Tage, Kaffeetrinken im plüschigen winzigen Wohnzimmer von Omma und Oppa, riesige gestickte Gobelins an den Wänden, üppig wuchernde Orchideen auf der Fensterbank und ein Telefon in gehäkelter Schutzhülle auf dem Tischchen im Flur, eine Reise in eine andere Welt. Zu später Stunde stieg Oppa hinab in den Keller, um eine Flasche seines geliebten Frankenweins zu holen, und wir Kinder liefen mit, sprachlos angesichts der Schätze, die dort in seinem "Büro" lagen - selbstgebastelte Lampen aus leeren Bocksbeutelflaschen, Briefpapier aus Birkenrinde, bemalte Baumwurzeln und seltene Steine.
Und nach Weihnachten wurde das Auto wieder bepackt, diesmal noch voller, und es ging zurück nach Hause, ins andere Zuhause. Dass das Ziel und das Wunderbare dieser Weihnachtsreisen gar nicht so sehr das Ankommen war, habe ich erst viel später gespürt.


Reisen sind für uns Geschenke, und zwar ganz wunderbare, weil wir meist vorher nicht genau wissen, was uns erwartet. Vor zwei Jahren haben wir uns kurzentschlossen im September ins Auto gesetzt und sind 1100 Kilometer nach Süden gefahren, in mein geliebtes Chianti Classico.
Auf der Fahrt gerieten wir in einen heftigen Wintereinbruch und schlichen den Brennerpass durch 20 Zentimeter Neuschnee hoch - natürlich mit Sommerreifen -, während rechts von und reihenweise die Bäume unter der Schneelast über die Bahnstrecke knickten. Mehr als abenteuerlich, diese Fahrt, und am Ziel erwartete uns herrliches Spätsommerwetter. Wir haben in einer winzigen Pension gehaust, Weingüter besucht, eine knappe Woche nur, aber reiche, volle Tage, einzigartig, unbestellbar, unbezahlbar.
In diesem Jahr sind wir kurz vor der Adventszeit eher zufällig in die Planung für ein Wildschweinessen an der Mosel hineingerutscht. Ein gutes Dutzend Leute, von denen wir nur zwei kannten, alles Weinmacher und -menschen, ein großes Weingut mit Übernachtungsmöglichkeit, die Aussicht auf gutes Essen und große Weine, ein Wochenende Anfang Dezember. Eine Reise, eine kurze, aber vielversprechende.
  Es wurde, um es kurz zu machen, ein großartiger Abend mit einem großartigen Gastgeber - Danke, Gernot! - und unglaublich freundlichen, offenen, interessanten Mit-Gästen. An diesen Abend werden wir uns noch lange erinnern, wenn wir längst vergessen haben, was es diesmal zu Weihnachten an Geschenken gab. Diese Reise, dieser Abend - ein großes Geschenk, eins von denen, die man sich nicht selbst machen kann, weil es dazu anderer bedarf.
Uns erwartete nach dem Aperitif in der Küche eine lange, festlich gedeckte Tafel, ein kleines Menü aus nussigem Rotkohlsalat vorweg, phantastischem Wildschweinrücken mit Grünkohl, Sauerkraut und würzigem Aligot, zum Abschluss Crème bavairoise mit marinierten Orangenfilets. 



Getrunken wurde neben mitgebrachten Schätzen wie diversen Champagner- und Sektflaschen vor allem Pinot Noir, große Namen standen da auf dem Tisch, aber beeindruckt hat mich vor allem einer, einer der ersten.




2007er Spätburgunder Auslese trocken
Graacher Himmelreich
Barrique
Weingut Günther Steinmetz 
13,5%

Reife, kühle Frucht, Schwarzkirsche und dunkle Beeren, leicht süßliches, gut eingebundenes Holz.

Mineralische Unterlage, spürbare Säure, ordentliches Tanningerüst, alles sehr fest und straff, gute Länge. Ein Wein, der sich einprägt, der einzige, den ich am Tisch mit dem Handy photographiert habe, daher die mäßige Bildqualität.

Über die Spätburgunder von Stefan Steinmetz wurde ja in den letzten ein, zwei Jahren schon viel geschrieben. Ich habe Weine und Winzer erst jetzt kennen gelernt und bin - beeindruckt.

Kaufen kann man den 2007er nicht mehr, für sehr empfehlenswert halte ich aber (u.a.) den 2009er Kestener Herrenberg Spätburgunder unfiltriert. 

Und für alle, die mich und uns kennen und sich wundern, dass es hier nur um Rotwein geht: Natürlich haben wir spätabends auch noch Reparaturriesling getrunken.

Reparaturriesling, den packen wir auch ein, wenn es demnächst wieder auf die Reise geht. Weihnachtszeit ist Reisezeit, immer noch und immer wieder, es geht weit nach Norden, wieder 1100 Kilometer. Und wieder wollen Familie und Freunde besucht und beglückt werden, wieder werden wir viel unterwegs sein. Auf der Hinfahrt machen wir Station bei einer lieben Freundin, die wir - wenig überraschend - auf einer dieser halbspontanen Wochenendreisen mit ungewissem Ausgang kennen gelernt haben, nachhause geht's - wie vor vielen Jahren - über Bothfeld und Isernhagen. Auf lange Sicht ändert sich gar nicht so viel.

Und, ja, wir nehmen sicher auch ein paar Geschenke mit, aber was wir bekommen und mit zurücknehmen, lässt sich nicht in Glanzpapier wickeln und unter den Baum legen. Und so langsam freue ich mich auf die Reise - es wird Weihnachten.

Freitag, 28. Dezember 2012

Weinrallye #58: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft - es gibt Rotweinfondue!

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft - ein schönes Motto, das der Winzerblog in Gestalt von Thomas Lippert da vor Weihnachten in die Runde warf.
Wein verschenken, bekommen, probieren, trinken, verbloggen.

Rechtzeitig vor dem Fest kam "unsere" Flasche aus Österreich, genauer gesagt, aus dem Burgenland.

Rotwein. Blaufränkisch. Ich bin ja eher Weißweintrinkerin, Lars ist da nicht ganz so farbenblind.
Also Rotwein. Super! Wir wollten längst mal wieder Rotweinfondue machen!




Liebe Leser, Ihr könnt die Schnappatmung jetzt wieder einstellen, kuckuck, das war ein Sche-herz, jedenfalls fast. NATÜRLICH mache ich aus einem 2009er Leithaberg vom Mörbischer Goldberg aus dem Burgenland von Bernhard Fiedler keinen Glühwein, kein Rotweingelee und keinen Fonduefond. Liebe Kinder, diesen Scherz bitte nicht nachmachen, jedenfalls, wenn es um Bordeaux und die Cheffin von Leo geht ... also, alles gut.

Rotweinfondue stand aber tatsächlich schon länger auf dem Plan.
Ich kannte bis vor einiger Zeit Käsefondue, Fondue bourguignonne, Fondue chinoise, meinetwegen noch den Mongolischen Feuertopf.
Rotweinfondue, davon erzählte der Hospitant zum ersten Mal.
"Rotwein mit einem Laubeerblatt und einem Timiandusk. Dazu leicht geräucherte Hamburgerrücken in dünnen Scheiben ohne Fettrand und fehlerfrei."

Ja, ich fand das genau so absurd wie Ihr. Bis ich es Weihnachten vor einem Jahr in Fredensberg serviert bekam. Ein bisschen Brot, ein paar Sößchen, etwas Salat, Leute, das ist lecker!

Und darum war es jetzt Zeit für Rotweinfondue. Zu meiner Ehrenrettung: Wir haben einen anständigen, stoffigen 2010 Corbières besorgt, einen Wein, den man absolut auch einfach nur trinken, aber eben auch für den Fond für ein Rotweinfondue verwenden kann, ohne Schnappatmung zu kriegen.

Dazu Lorbeerblatt, Thymian und Rosmarin.
Gepökelter, leicht geräucherter Schweinelachs (also rohes Kasseler).
Sowie die Fonduesauce, deren Rezeptur fernmündlich just in time übermittelt wurde.

200g Crème fraîche (Original: Saure Sahne 18% Fett)
1/2 Teelöffel Dijonsenf
evtl. 1/2 Teelöffel geriebene rohe Zwiebel
Salz, Pfeffer
50 ml Mayonnaise

Ich nahm weniger Mayo und keine rohe Zwiebel (brrrrrr), dafür mehr vomm göttlichen Bratar-Dijonsenf, Mélange blanc und einen guten Spritzer Zitronensaft.



An die Waffen Gabeln!

Ein Pfund Kassler später waren wir satt, der Wein alle, alle glücklich, rotweinselig und zufrieden.

Und jetzt kommt die zweite Ehrenrettung: NATÜRLICH, liebe Leser, haben wir den Wein nicht erst zu dieser Gewürzbombe geöffnet und probiert, sondern schon am Vorabend.
Was glaubt Ihr denn!




2009
Leithaberg
vom Mörbischer Goldberg
Burgenland
Grenzhof Fiedler
13,5% 

In der Nase pfefferig, saftige rote Pflaume, rote Beeren, kühle Mineralik. Leder, zartsüßlich, Zimtblüte, Walderdbeere, sehr konzentriert, feine Graphitnoten.

Auf der Zunge stoffig, mit viel Biss. Süßliche, reife Frucht, festes, straffes Tannin. Viel Spannung, Kräutertöne, Tannenhonig, gute Länge.

Was isst man dazu? Wildgeflügel, Fasan, Reh, vielleicht auch ein Rehwellington mit feiner Duxelles.

In jedem Fall ein fester, packender Wein, kein vordergründiger Schmeichler.

Mit mehr Luft wird er "waldiger", Noten von Wildleder und Unterholz kommen durch.

Tag 2.

Sehr viel kakaoiger in der Nase, der Alkohol - 13,5% - deutlicher im Vordergrund. Der Wein wirkt mineralischer, aber nicht mehr so harmonisch wie am ersten Tag.

Und, surprise, surprise, er steckt den Rotweinfond und das Kassler Fleisch und die Senfsauce echt gut weg. Fein!

Alles in allem - ein wunderbarer Wein, der einer eingefleischten Weißweintrinkerin und einem Gelegenheitsrotweintrinker zwei schöne Abende beschert hat. Wenn es den noch gibt - kaufen! Trinken!

Und: DANKE!!!



Montag, 24. Dezember 2012

Entlich Weihnachten!

“…. Grauenhaftes Fest! Wenn’s nur erst vorbei wäre. Weihnachten liegt mir nicht. Ich kann niemanden leiden, und mich kann auch niemand leiden.”
(Dagobert Duck)

Ja, es ist so weit – nein, nein, noch ist es nicht wirklich Weihnachten bei uns – aber Dagobert Duck hat inzwischen das Rentenalter erreicht. Was natürlich nicht heißt, dass er sich zur Ruhe setzt! Und nicht nur, weil er dann Abstriche in Kauf nehmen müsste ... Die Figur des Dagobert Duck ist angelehnt an den Geizkragen Ebenezer Scrooge in der Weihnachtserzählung von Charles Dickens, es war der Zeichner Carl Barks, der diese Figur weltberühmt machte. Die ganze Geschichte kann man hier nachlesen.

Warum ich das ausgerechnet heute erzähle? Weil ich mich daran erinnere, dass es in meiner Kindheit nachmittags am 24. Dezember Comics aus Entenhausen zu lesen gab. Mein Vater dachte, dass die Zeit bis zum Abend (und bis zur Bescherung) schneller verginge, wenn er uns Kindern etwas zu lesen gab. Da lag er leider gründlich daneben.

Ich war mir nämlich immer ganz, ganz sicher, dass ich um drei Uhr angefangen habe zu lesen. Und vier Geschichten später habe ich auf die Uhr geschaut - und ich schwöre, es war immer noch drei Uhr!

Und was sagt uns das? Erstens, dass der Begriff  „zeitlose Geschichten“ nicht ohne Grund  ENTstanden ist, und zweitens, dass Newtons Definition „Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren Gegenstand.“ (Isaac Newton: Mathematische Prinzipien der Naturlehre. London 1687)“ nicht stimmen kann. Sie wurde nebenbei auch im Jahre 1905 mit der Entdeckung der Relativitätstheorie durch einen Kollegen von Daniel Düsentrieb korrigiert.

Wie im Flug vergeht die Zeit aber mit diesem Wein, mit dem wir heute Abend anstoßen werden:




2010
Bouvet Ladubay
Saphir Vintage
Brut 



Hell strohgelb im Glas. Sehr feines Mousseux. 

In der Nase Anklänge von Kernobst, Birnen und Äpfeln, zart nussig, hefig. 
 
Auf der Zunge trockene Kernobstfrucht, aber auch ein Touch Zitrus, frisch, Noten von geröstetem hefigen Brioche. Relativ komplex, mit einem knackigen Abgang.






 

Ein hervorragender Wein mit einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis  - und jetzt warten wir noch ein bisschen.


Ich wünsche Euch allen eine reiche Bescherung!
Viele Grüße

Lars

Freitag, 30. November 2012

Weinrallye: Ein schönes Paar!

Hundertachtziggrad lädt zur Weinrallye, Thema: "Food Pairing". Ha! Da sind wir dabei! Da fällt uns doch soofort, also, welchen Wein, schon klar, den kompliziertesten aus der Kollektion, der am meisten Potential, und dazu kochen wir ...

So fängt das an. Manchmal lohnt es sich aber doch, Texte und Gebrauchtsanweisungen bis zum Ende zu lesen, und zwar nicht erst einen Tag vor Abgabeschluss, wenn man glaubt, die Geschichte völlig easy im Sack zu haben und nur noch schnell runterschreiben und schnell ein paar Bilder einbinden zu müssen. Aber dazu später mehr.

Also, Food Pairing. Wir haben da ja diesen Wein.  
Blauschiefer. Riesling. Alte Reben, Schiefer, Steilhang. Etwas früher gelesen als der Alte Reben, etwas mehr Säure, weigerte sich, durchzugären und blieb im halbtrockenen Bereich stecken. 
VKN? 
"In der Nase intensive Mineralik, Schiefer, reifes Steinobst, Reineclauden, ein bisschen kräutrig, ganz dezent honigsüßliche Noten.
Auf der Zunge saftig, fest, Pfirsich und Reineclaude, schönes Süße-Säure-Spiel, tolle Länge, ein Wein, der jetzt schon mal ein bisschen mit den Muskeln spielt und bestimmt eine tolle Entwicklung durchlaufen wird, wenn er nicht vorher schon ausgetrunken ist."
Unser Liebling, und der Wein, der am meisten unterschätzt wird. 
Also: Was kochen wir dazu?
Ich: So ein bisschen was Nussiges hat er ja auch. 
Lars: Ja, und die Süße schmeckt man gar nicht so sehr. 
Ich: Irgendwas Richtung Vorderer Orient. 
Lars: Ja, aber mit Fleisch. Und mit Säure in der Sauce!
Ich: Ich hab da ne Idee. Superlecker, sieht aber panne aus. Naja, können wir dann ja auch gleich bei Ugly Food posten.
Die Idee: Faisinjan. Ente mit Walnuss-Granatapfelsauce. Göttlich. Geschmacklich. Dazu etwas Halbtrockenes mit Wucht und ohne Holz ... klinggt wie ein gutes Paar.
Faisinjan (oder Fesenjan) ist ein Rezept aus der von mir sehr geliebten persischen Küche. Die Ente wird zerlegt, in Butter angebraten und dann unter Zugabe von Wasser gar geköchelt. Parallel dazu bereitet man die Sauce zu, schwitzt Zwiebelwürfel an, gemahlene Walnüsse, löscht mit Brühe ab, köchelt ein, gibt Granatapfelsaft und Safran dazu, köchelt ein ... ein wunderbares, wärmendes, tröstlich-aromatisches Winteressen, das meilenweit von der breitdeftigen Winterbrumsküche unserer Heimat entfernt ist.

Für zwei nicht übermäßige Esser ist eine Ente eine Herausforderung, wir haben deshalb schöne fleischige Entenbrüste beim Geflügelhändler uV besorgt. 
Und dann geht es ganz einfach so:


Faisanjin für zwei 

2 Entenbrüste à 300g
1 rote Zwiebel
1 Esslöffel Butter oder Entenfett
75 g Walnusskerne, fein gemahlen
200 ml Geflügelfond
ca. 200 ml knalltrockener Riesling
Saft und ein zwei Esslöffel Kerne eines reifen Granatapfels
etwas Himbeeressig
1 Briefchen Safranfäden
Salz, Pfeffer, Zucker, evtl. Limettensaft

Backofen auf 80 Grad vorheizen. Entenbrüste auf der Fettseite rautenförmig einschneiden, die Brüste mit der Fettseite nach unten in eine kalte gusseiserne Pfanne legen, auf kleiner Flamme langsam ausbraten, bis die Fettseite schön braun ist. Wenden, Fleischseite Farbe nehmen lassen, abermals wenden, dann die Pfanne mit den Brüsten für 15-20 Minuten in den Ofen geben. Nach 15 Minuten Druckprobe machen.

In der Zwischenzeit die fein gewürfelte Zwiebel in fett glasig schwitzen, Nüsse dazu, ebenfalls anschwitzen, mit Fond ablöschen, einkochen lassen, Riesling dazu, einkochen lassen, Saft dazu, Safran in etwas heißer Sauce auflösen, zugeben, Salz, Pfeffer, einkochen lassen, abschmecken mit Himbeeressig und Zucker, evtl. noch etwas Limettensaft und so weiter ...
Die Sauce lässt sich gut im Voraus zubereiten! Zum Schluss die Granatäpfelkerne zugeben, ein paar für die Deko zurückbehalten.
Ente aus dem Ofen holen, in Scheiben schneiden, anrichten.

Ok. Das ist bei Ugly Food der Knackpunkt. Entenbrust, fein, aber diese Sauce, die wird auch durch ein paar Granatapfelkerne optisch nicht gerettet, da hilft auch der beigelegte Reis nicht.

Augen zu und durch: Es schmeckt hervorragend. Wirklich!
Das süßliche rosafarbene Entenbrustfleisch, die Röstaromen aus der knusprigen Fettseite, die erdige, nussige Komponente des Sauce mit dem dezenten Säurespitzchen steckt der Riesling locker weg, mehr noch, er unterstützt es und entfaltet seine ganze Wucht und strahlende Mineralität mit diesem herrlichen Gericht als Begleitung - Food-Wine-Pairing mal anders herum.
 

Ist übrigens imho/ioho auch weihnachtsmenütauglich, mit einem kleinen Fischgang davor, davor einem Süppchen, einem Salat als Auftakt und einen schönen Dessert zum Schluss. 

Und die ganzen anderen Fragen beantworten wir morgen. Vielleicht.