Sonntag, 27. Juli 2014

Spritztour

Es ist das Wochenende der Spritztouren.

Gestern abend mal schnell nach Münchweiler, wo es neben dem Rundfunkmuseum auch ein wunderschönes Anwesen, die Klostermühle, gibt, Anlass: eine Hochzeit! Ja, die Leute machen so was immer noch, sogar nach vielen Jahren. Wunderschön bunt durchmischte Gästeschar, blendend gelaunte Gastgeber, viele reizende Kleinkinder, gute Musik, feines Essen und Trinken ... und ein viel zu früher Aufbrauch, weil heute Spritztour Nr 2 auf dem Programm stand.

Wortwörtlich. Den Rothenberg haben wir neulich nach Feierabend gespritzt, obwohl wir viel lieber ins Taubenhaus von Eva Rapps und Urban Kaufmann gegangen wären. Aber das läuft uns ja nicht weg, im Gegensatz zur Zeit, die wir im Weinberg verbringen müssen.

Also Spritztour in den Fürstenberg. Zum Glück bei angenehmen Temperaturen und etwas Wind. Das macht die Buckelspritze (425 Solo, 15 Liter, manuell) nicht leichter, die Arbeit aber etwas weniger unangenehm. Wir spritzen mit Netzschwefel (jaja, ich weiß, Wartezeit 55 Tage, wir haben es den 2. August, nun rechnet mal) und Kupfer, danach riecht man ... äh .. etwas streng. Und man ist hübsch gleichmäßig benetzt.

Unsere liebe Freundin Susa hat an anderer Stelle ja schon einmal beschrieben, wie derbe ich über Brombeeren und Dornen fluchen kann. Liebe Susa, Du hättest mich heute mal erleben sollen. Meine Spritze leckt, und so liefen mir schön gleichmäßig mindestens 1,5 Liter Spritzbrühe über den Rücken ins T-Shirt, den Rücken hinunter durch Hose und Unterhose bis in die Stiefel. Ok, ich bin jetzt gegen jegliche Art von Pilzen tiefenimprägniert (mein Autositz übrigens auch), aber schön ist anders.

Unsere Spritztour hatte auch noch ein anders Ziel: Der Eisenwarenhändler uV feierte 50jähriges Betriebsjubiläum. Mit persönlicher Einladung, persönlicher Rückmeldung (theoretisch) und Schnick und Schnack.
Frisch geschwefelt sollte man sich eher nicht unter Menschen begeben, also haben wir einen Zwischenstopp an der Quelle eingelegt - waschen, trocken, Kleider wechseln. Ab nach Bacharach! (Ich sag's mal so: Wahrscheinlich hätte es keiner bemerkt ...).

Bacharach, "Gummibahnhof". Auftritt: Der Inhaber, der uns strahlend für den schönen Artikel dankt, er habe erst jetzt ... Ich: "???". Der Hospitant: "???". Der Inhaber: "Internet! Und der Bürgermeister hat die Geschichte vorhin vorgelesen! Alle waren begeistert!"

Ich ... ahne ... da war was ... Himmel .. raune dem Hospitanten unauffällig zu: "Habe ich da irgendwelche kleinen Gemeinheiten abgefeuert?" Er: "Keine Ahnung. Wahrscheinlich schon." Danke, Du bist mir wirklich eine große Hilfe.

Im Laufe der nächsten Stunden bei Riesling, Bratwurst und Mokkacremetorte werden wir noch etliche Male auf diesen "schönen (Blog)Artikel" angesprochen - ausnahmslos begeistert. Da sage noch einer, Blogs lese ohnehin keiner.



Und auf dem Rückweg habe ich schnell noch mal selbst nachgelesen - nein, keine Gemeinheiten, einfach nur das echte Leben.

Zum Jubiläum hat André Heisecke nicht nur massenweise Blumen bekommen, sondern auch eine Schatzkiste mit 50 Weinen - zusammengetragen von der Vereinigung der Bacharacher Winzer. Jeder hat 2 Flaschen beigesteuert. Zum Öffnen der Kiste braucht man natürlich einen Schraubenzieher, der nur bei André Heisecke erhältlich ist.



Und es gab Reden und Gedichte. Von einem besonders launigen habe ich mir nur die letzten drei Zeilen notiert:
"... oder ist bei Dir ne Schraube locker
Geh zu André in sein' Laden
der hat ne Lösung für Dein' Schaden!"


Cheers!

Vorsichtig optimistisch

Nach dem Zwischenstand ist vor dem Zwischenstand. Die Weine sind gefüllt, wir haben AP-Nummern, wir haben neue Selbstklebeetiketten und die Weinguts-Homepage auf www.dalgaardundjordan.de umgestellt.

Wir haben gespritzt, wir liegen bei den Laubarbeiten gut in der Zeit. Und es sieht verdammt gut aus im Weinberg. Oder vielmehr in den Weinbergen, beiderseits des Rheins.
Es hängt viel, wir hatten keinen Hagel, wir haben keine Peronospora und keinen Mehltau. Wenn es halbwegs so weitergeht, fällt es schwer, den standesgemäßen Pessismismus zu bewahren.

So schön kann es gehen - hoffentlich geht es auch so weiter.