Sonntag, 12. August 2012

Abrakadabra, dreimal schwarzer Kater!


DreiKeinmal werden wir noch wach, ATs Blog hat Geburtstag, und wir brauchen ein, nein drei Geschenke, und das an einem Sonntag!

Da muss jetzt mal schnell gezaubert werden, mit Formel und gesenktem Blick und geballter Faust, ein bisschen Wein, Luft und schwarzes Katzenhaar (nur für Dich, P. verschonen wir damit), und - abrakadabra...

Dreierlei von Wein, Wissen und Wunderbarem.

Wenn ein Winzer in alten Zeiten, also in den Zeiten vor kühl- oder wärmegesteuerter Gärung, vor Mostkonzentration (dafür aber schlimmstenfalls mit Nassverbesserung) oder (Achtung! Teufelszeug!) gar Reinzuchthefe, wenn er also wissen wollte, in welchem seiner großen Holzfässer im tiefen Keller der beste Wein lag, dann .... holte er die Hauskatze oder den Hauskater. Ließ ihn nicht aus dem Sack, aber wohl in den Keller, wo er es sich nach erfolgreicher Mäusejagd auf eben jenem Fass bequem machte, in dem der Wein am heftigsten gärte und das Holz katzengemütlich erwärmte. Möglichst hohe Alkoholausbeute war in Zeiten lausiger Mostgewichte durchaus ein Qualitätsmerkmal: Große Mengen, dünne Moste, leichte Weinchen eher die Regel als die Ausnahme.

Die Geschichte mit dem Kater ist nicht verbrieft, wohl aber überliefert, und so soll auch die (Groß)Lagenbezeichnung "Zeller schwarze Katz" entstanden sein. 

Nun besitzen wir bekanntlich (noch) keinen alten Holzfasskeller, wohl aber einen schwarzen Kater.

Wenn wir den vor einem dreiviertel Jahr in den Keller zu unseren Edelstahltanks gelassen hätten, wäre er ziemlich sicher auf den schlanken 300-Liter-Tank gesprungen, in dem unser Kabinett blubberte. Ein Riesling aus dem Wallufer Berg Bildstock, zugekaufte Trauben, die wir auf gar keinen Fall mit dem Vollernter holen lassen wollten. Stattdessen sind wir am ersten Oktoberwochenende bei strahlendem Sonnenschein mit Freunden durch die Reihen gegangen, haben gelesen, sortiert, viel, was uns nicht gut genug erschien, hängen gelassen ... und so gerade mal 1000 Kilo Trauben aus knapp 0,4 ha Weinberg geerntet.

Daraus wurden dann 300 Liter restsüße Spätlese, 25 Liter TBA und eben unser bildschöner Kabinettwein. Eigentlich war er als trockener Einstiegswein gedacht, aber Weine haben, genau wie Katzen, ihren eigenen Kopf, und bei 11 Gramm Restzucker wollte er einfach nicht mehr. Und dann haben wir ihn eben so gelassen, weil wir unsere Weine im Weinberg erzeugen und nicht im Keller zurechttrimmen wollen.
Bei ersten Abstich breitete sich eine Wolke von Cassisduft im Keller aus, und diesen Ton, zarter, aber durchaus wahrnehmbar, hat der Wein heute, auf den Tag genau drei Monate nach dem Füllen, auch.

2011
Bildschön
Wallufer Berg Bildstock
Riesling Kabinett feinherb
11%

In der Nase Cassis und reife Aprikosenfrucht, weiße Blüten, Veilchen, zarte Mineralik.
Auf der Zunge frisch und leicht, eher trockene Frucht, Aprikose, Birne, mineralische Töne, mundausfüllend, ein schlanker, bleibender Eindruck.
Unser kleinster Einstiegswein auf sehr ordentlichem Niveau.

Zum Zweiten ... wo immer wir in unseren Weinbergen am Mittelrhein über Lochsteine stolpern, sammeln wir sie auf. Lochsteine, das sind Schieferplatten mit, richtig, einem Loch, selten auch einmal mit zweien. Wie kommt das Loch in den Stein? Steter Tropfen war es jedenfalls nicht ... In alten Zeiten war Weinbergsarbeit vor allem Plackerei. In den steilen steinigen Hängen musste alles zu Fuß und mit der Hand gemacht werden. Bodenbearbeitung - eine schweißtreibende Arbeit. Mit der Karst, einer Art zweizinkigen Hacke, wurde der schiefrige Boden gelockert, umgebrochen, das wuchernde Unkraut in Schach gehalten.
Traf eine Zinke (oder eben zwei) dabei auf eine Schieferplatte, zerbrach das weiche Gestein nicht, sondern gab nach. Je mehr Lochsteine sich also in einem Weinberg finden lassen, desto fleißiger waren unsere Vorfahren - bzw. die der Winzer - bei der Bodenbearbeitung.
Die meisten Lochsteine haben wir im vergangenen Herbst in der kleineren, nördlicheren Parzelle im Fürstenberg gefunden. Dort wächst - natürlich - Riesling, genau wie in der benachbarten Parzelle mit Einzelstockerziehung, dort finden sich aber ganz vereinzelt auch ein paar Silvanerstöcke. Die Trauben für unseren Blauschiefer wurden Mitte Oktober gelesen, wieder sorgsam selektioniert und schonend gepresst - 600 Kilo Trauben in einer 3000-Liter-Willmes-Presse, Kiste für Kiste per Hand hineingekippt.
Der 900-Liter-Schwimmdeckel-Tank war gut halbvoll, und den hätte sich der schwarze Kater mit Sicherheit als nächstes Quartier ausgesucht, wäre er im Keller geblieben. Denn auch der Blauschiefer startete richtig durch, entschied sich dann aber, eine tolle halbtrockene Spätlese zu werden.
2001
Blauschiefer
Oberdiebacher Fürstenberg
Riesling Spätlese halbtrocken
11,5%

In der Nase intensive Mineralik, Schiefer (ach), reifes Steinobst, Reineclauden, ein bisschen kräutrig, ganz dezent honigsüßliche Noten.
Auf der Zunge saftig, fest, Pfirsich und Reineclaude, schönes Süße-Säure-Spiel, tolle Länge, ein Wein, der jetzt schon mal ein bisschen mit den Muskeln spielt und bestimmt eine tolle Entwicklung durchlaufen wird, wenn er nicht vorher schon ausgetrunken ist.
Und, das nur am Rande, für den Restaurantleiter des wunderbaren Kronenschlösschens, Helge Hagen, der Favorit unserer Kollektion.

Einen haben wir noch ... eigentlich noch vier, aber wir können ja bis drei zählen.
Unsere Weinberge haben nicht nur den wunderbaren Schieferboden, sie sind auch echt und richtig alt. 1954 gepflanzt, alte, knorrige Stöcke, die wenige, dafür aber hochkonzentrierte Trauben hervorbringen. Dank des wunderbaren goldenen Oktobers haben wir es gewagt, die letzten Trauben lange, lange hängen zu lassen. Reif waren sie im Prinzip schon vorher, aber je länger man die Ernte hinauszögern kann, desto besser entwickeln sich die Aromen in den Beeren - und gleichzeitig nimmt die Säure ab. Die Trauben für unser Glanzstück haben wir Ende Oktober gelesen, knapp 900 Kilo, gekeltert in den Tank gepumpt und schlicht und einfach gären lassen. Und hier hätte der schwarze Kater dann den Rest des Winters verbracht - Wort!

2011
Alte Reben
Oberdiebacher Fürstenberg
Riesling Spätlese trocken
12%

Schiefer. Kräuter. Pfirsich.
Süßliche Frucht. Straff. Schiefrig. Tief! Und dabei sehr elegant.
Das ist .. richtig gut, in aller Bescheidenheit.


Und das war Nummer drei, Drei, DREI!!!
Und weil wir uns jetzt DREI (ja!!! Ehrlich!) Jahre kennen und Du so wunderbare Küchenpartys schmeißt und Bücher schreibst und kochst und bloggst und postest wie der Teufel mit den drei goldenen Haaren, schenken wir zurück .... ein Dreierpack, das die Tage bei Euch dreintrudeln wird.

Geschenke für 3 Jahre Arthurs Tochter kocht

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